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Welten online |
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Über Welten online
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15. April 2019 DG: Super, Herr Welten, dass Sie sich Zeit nehmen für diesen Video-Talk über Welten online. Wir hatten das schon lange geplant Welten online in einem Video-Gespräch vorzustellen. Es waren nicht nur technische Schwierigkeiten, die die Implementierung von TV und Video-Arbeiten in der Internet-Performance von Welten online verhinderten, sondern vor allem die einseitige Ausrichtung auf gesellschaftliche, um nicht zu sagen politisch-kulturelle Ereignisse, die wir schriftlich in unserem Blog Welten online fassten. Wir gingen dabei durchaus journalistisch vor, aber wir wandten dabei immer wieder avantgardistische Stilmittel der Ausdrucksform an. Wir kamen jedoch zu dem Schluss, dass das nicht reicht, dass die Durchschlagskraft, die notwendig ist, um gesehen, gehört und verstanden zu werden, insbesondere von der Fähigkeit abhängt, sich als Mensch sichtbar, hörbar und verstehbar darzustellen und zwar über die rein auf die Schrift bezogenen Medien hinaus. Bücher, Zeitungen, das Internet – alles was gelesen werden muss, verhält sich zum Sehen und Hören wie das Meer zum Land oder wie das Verstehen einer Statistik zum Betrachten eines Gemäldes. Beides hat Vorteile und trifft eine jeweilige Bedürfnislage. Durch die Verwendung des neuen Mediums Internet-Video fällt mir auf, dass das Schriftliche geradezu als Vorreiter, als Vorbereitung auf das jeweilige Interview, auf die jeweilige Performance zu verstehen ist. Sich vorher Gedanken zu machen, also zu denken bevor man den Mund aufmacht, bringt Effizienz, Information, Argumente, Fakten. MW: Ja, ja, so in etwa: Das Schriftliche degeneriert zum Vorprodukt, zum Hilfsmittel und wird durch die spontane Live-Performance überholt, um nicht zu sagen ersetzt. Gehen Sie ins Theater: Der Autor, ein Schiller mit seiner Kabale und Liebe, wird in zeitgemäßen Aufführungen lediglich noch als Grundlage, als Ausgangsmaterial für das in die gesellschaftliche Gegenwart transformierte Stück genommen. Darum heißt es auch immer: „Es gilt das gesprochene Wort“ und nicht was Sie hier lesen. DG: Das stimmt so nicht: Was Sie hier lesen gilt und zwar genauso wie das, was Sie andernorts sehen und hören. Das Bewusstsein nimmt wahr, versteht und mag sich nicht zwingen lassen, der einen Ausdrucksform mehr Bedeutung zu geben als der anderen. MW: Wie auch immer, das schriftliche Nachdenken wird durch das Medium der ganzheitlichen Performance, ob nun Theater, Oper oder eben Film und Video-Interview nicht ersetzt, sondern erweitert. Meistens ist das Nachdenken doch singulär, in der Begegnung aber, dann wenn es zu einem Austausch von Vorstellungen und Ideen kommt, dann entsteht eine neue Wirklichkeitsform, eine, die sich aus dem Reich der Vorstellungswelt und der Fantasie in eine geteilte, mit anderen durchlebte Wirklichkeit eingießt. 7. Januar 2019 Welten online Im Gespräch IA
- Ist das dein Ernst? Du willst dich hier auf diesen
Seiten umschauen? B-
Verstehe. Ich las es nochmals und verstand. Ich folgte
dir und nun sitze ich in deiner Falle: Leben schafft
Leid und ich bin schuld. Du auch, aber das wäre ein
Abschieben, ein Teilen, ein Verteilen in eine
kollektive Schuld. Du willst aber, dass ich für meinen
Teil einstehe, dass ich ihn minimiere und vor allem,
dass ich helfe, sie insgesamt zu minimieren und zwar
mit dir und den anderen Mitlesern. Die Frage ist, ob
es noch andere Mitleser gibt, außer mir. Gibt es noch
andere Mitleser?, frage ich in diesen Raum hinein. ...
Nein, es gibt keine, jedenfalls kam keine Antwort,
oder doch, war da etwas? Hörte ich da vielleicht doch
so etwas wie ein kleines: Pieps! .... Stille, es
bleibt still, so als wäre niemand hier oder besser
gesagt - da. Wahrscheinlich gibt es also niemanden,
keine Mitleser. Vielleicht gibt es woanders welche,
woanders global im deutsch-sprachigen Raum. Im
globalen deutsch-sprachigen Raum könnte es Mitleser
geben, just now, hier und jetzt könnte es unter den
100 Millionen Onlinern den einen oder die andere geben
und wenn nicht jetzt, dann zumindest könnte es welche
gegeben haben und vor allem noch geben. A
- Dann fühltest du dich nicht so alleine, so
unverbunden und verlassen. Die Gewissheit, dass da
noch andere sind, ist freilich beruhigend. Wir sind ja
alle irgendwie wie Kinder und die lieben es, wenn noch
andere in der Gegend sind und zwar am besten Kinder
wie du selber eines bist. Ich will dich damit nicht
infantilisieren. Nein, nein, ich will nur deinem in
dir zuhörenden Kind B
- Hört sich gut an: Während unsere beiden Inneren
Kinder miteinander spielen, verdienen wir Geld. Darum
geht es doch, um Geld. Wenn das stimmt, dann kommt die
Liebe von ganz allein. A
- Vielleicht. Vielleicht kommt sie dann von ganz
allein, die Liebe ist ja wie ein Schmetterling, so
flatterhaft im lauen Sommer auf der Blumenwiese, mal
hier und mal da, kommt sie und geht sie, wie es ihr
gefällt. B
- Quatsch! Sie liebt die Farben, sie liebt den Duft.
Das Flatterhafte, das kommt nur von ihrem Flügelschlag
und ihrem Tänzeln in der Luft. A
- Pieps! Du bist ja ein richtiges Piepslein unter so
vielen anderen großen und kleinen Menschen. Hast du
denn auch einen Pieps? Ich meine, ich habe dich ja
jetzt als Leser, insofern bist du jetzt mein Pieps.
Andere können nun sagen: Der hat ja einen Pieps, also
einen Vogel, womit sie meinen: Der hat eine Schraube
locker im Kopf ... B
- ... eine? ... A
- ... oder der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank
oder der hat einen Knall. Hast du schon mal einen
Knall gehabt? B
- Nein. A
- Sei froh, das meint nämlich, wenn du ganz
erschrocken bist von einem plötzlichen Knall und es in
deinem Kopf immer weiter knallt und du dementsprächend
erschrocken wärest, was andere in deinem Gesicht, in
deiner Mimik, in deinen Angstaugen sähen. Du siehst,
worauf das hinaus läuft: Wenn du weiter liest, wirst
du zu meinem Pieps, bei facebook heißt das Follower,
und du wirst verrückt, verrückt nach mir, nach meinen
Worten, meinen Geschichten, meinen Ideen und ...
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