Kiepe, wie sie zur Weinlese verwendet wird. Ein
Unter dem
Thronsessel, so als
handle es sich um einen Kinderstuhl mit Nachttopf, offensichtlich eine
Öffnung
aus der Papiere, Dokumente und Gesetzestexte hervorquellen. Höfisch
gekleidete Minister
nehmen diese an sich und tragen sie zum Palais Bourbon,
Sitz der Assemblée nationale française,
auf der die Fahne der Französischen Revolution, die Trikolore, weht. Es
ist das Parlament, in dem die Abgeordneten
diskutieren und
beschließen, was bei ihrem König hinten herauskam. Für diese
zugespitzte
Darstellung der Verhältnisse geht Honoré Daumier für ein halbes Jahr
ins
Gefängnis. Das liberale Bürgertum mit ihrem Bürgerkönig verbietet sich
solche
anzüglichen Angriffe. Sie fürchteten die Mobilisierung des Volkes. Es
könnte
etwas an den ökonomischen Verhältnissen, den Eigentums- und
Verteilungsstrukturen ändern. Ist diese Karikatur nun Geschichte? Oder
lassen
sich die Gestalten in modernisierter Form, transponiert in die
Gegenwart,
nachstellen? Umso mehr die
einzelnen Figuren von 1832 als Metaphern für
Menschen in bestimmten Verhältnissen, Strukturen und Milieus begriffen
werden,
umso mehr erweisen sie sich als ihre zeitlosen Repräsentanten. Staatsdiener,
Steuereintreiber, Geschäftsleute, Bürger, Mütter mit Kindern, Arbeiter,
Minister, Abgeordnete und an der Spitze? Der König, gewiss, damals,
heute der
Präsident, aber nur dieser? Ist es nicht vielmehr der Chefsessel, auf
dem der
Eine wie ein absoluter König sitzt und auf den hin das Ganze
organisiert ist?
Ein König ist er in seinem Bereich, ein kleiner König ist er in seinem
Unternehmen, in seiner Organisation. Es geht mithin um die strukturelle
Machtwillkür eines institutionellen Funktionalismus für den allerdings
einiges
spricht: Das Individuum als denkender, fühlender, wollender und aktiv
unsetzender Mensch im Zentrum seiner selbst, befindet sich immer in
einem
Kreislauf eines gebenden und nehmenden gesellschaftlichen Miteinanders.
Das
Individuum kann nicht anders, als sich im Zentrum seiner selbst
wahrzunehmen
und auf sich hin die Dinge, die ihn betreffen, zu organisieren. Derart
ist es
im Gleichgewicht mit sich, der Natur und der Gesellschaft der
Mitmenschen. Die
Balance wahren, die Verhältnismäßigkeit
herstellen,
verhindert demnach die unförmige Unproportionalität einer aus den
Nähten
platzenden und bewegungslosen Spitzenstellung, die sich selber ad
absurdum
führt.