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Credit Suisse Generalversammlung 2008

25. April 2008, Zürich, DGCSDougan08 

Die Finanzkrise des US Hypothekenmarktes verdrängte fast gänzlich die im Vorjahr heiß diskutierte Frage der überzogenen Managergehälter. Es fragt sich, ob die Verlustvorträge der CS im Jahr 2007 auf das Jahr 2008 verschoben wurden, um die Gehälter für 2007 sicher zu stellen.

Die Redner der Aktionäre erweisen sich als ein überschaubarer Kreis. Auch der angeschlagene Ton zeigt sich monoton gleichförmig: unübertreffbarer Negativismus und Vorwurf. Selbst wenn die Akteure, auf der einen Seite die des Managements und auf der anderen die der Aktionäre, sich nichts schenken, so zeigt sich ein Gesamtbild, in dem sich ein Zusammenspiel ergibt, das die Einheit von Geschäftsleitung und Aktionären als Kapitalseite mit ihren jeweiligen Gewinninteressen offen legt. Ihr interner Streit bezieht sich auf die Verteilung beziehungsweise die Verwendung des erwirtschaften Gewinns. Einigkeit hingegen besteht bezüglich des Geschäfts selber: Einsammeln und Verwalten von Privatvermögen, das angelegt und als Kredit vergeben die exorbitanten Gewinne erwirtschaftet.

Die Geschäftsleitung spricht über Fußbälle, die anlässlich der Fußball Europa Meisterschaft 08 gestiftet werden sollten und bei denen sich peinlicher Weise herausstellt, dass sie mittels Kinderarbeit von Subcontractoren in Pakistan hergestellt wurden. Ebenso spricht sie von ihrer globalen Verantwortung und von ihrem Einsatz für Umweltschutzmaßnahmen. Unklar ist jedoch das Verhältnis, dieCSGV08 Gegenüberstellung der Gewinne und des karikativen Einsatzes zu einander. Einzig die enormen Gewinne, die stolz als Zahlengrößen präsentiert werden, im übrigen genauso wie die Verluste aus der Finanzkrise, sprechen eine andere Sprache. Als andere Sprache wird sie jedoch nicht übersetzt. Und noch viel weniger wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen Kinderarbeit und Umweltdegradation auf der einen und hohen Kreditzinsen als auch Zwang zu hohen Gewinnmargen der Unternehmen, die die Kinder ausbeuten und den Raubbau an der Natur betreiben. Gerade der Finanzsektor erweist sich derart als der maßgebliche Bereich, der verantwortlich ist für die sozio-ökonomisch bedingte Umwelt und Bevölkerungskatastrophe.

Dem Foto oben vom Vorsitzenden Brady W. Dougan ist die Perspektive dieses Redners und seiner Kollegen gegenüber zu stellen. Ihr Blick von der hell erleuchteten Bühne schweift in das Halbdunkel einer riesigen Sporthalle, in der gleich in einer Höhle, die Aktionäre der Unternehmung sitzen. Aus dieser Sicht ist es leicht, die Aktionäre als stimmberechtigtes Kapital mit diesen und jenen Funktionen und Möglichkeiten zu handhaben. Im übrigen bleibt festzuhalten, dass Walter Kielholz, der langjährige  Chef der CS,  an Dougan erfolgreich die Leitung übergab und mit Peter Brabeck, Ex-CEO von Nestlé, einen renommierten Manager in den Verwaltungsrat holte. 


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