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Auf Staatsbesuch bei den Eidgenossen

Bern, 3. Oktober 2011, DGBundespräsidentin Calmy
                          Rey

Uli saß beim Inder, einem kleinen Restaurant mit Take Away, und verspeiste für 10 Stutz ein Lamm Curry, eine richtige Mahlzeit mit der kein Döner Teller mithalten konnte. Auf einem großen TV Bildschirm waren die neuesten Musik Videos aus Indien zu sehen: Farbig, glitzernd, rhythmisch, erfrischend, strotzend von Kraft und Schönheit, traditionelle Gewänder und westliche Kleidung vermischt und dabei insgesamt eine durch und durch moderne Gesellschaft des Luxus, des Wohlstands, der Sauberkeit, der Gesundheit, des Fortschritts zeigend. Er, der er das mit seinen westlichen Augen sah, war nicht nur beeindruckt, sondern fühlte, dass er mit dem ihm gezeigten Reichtum nicht mithalten könnte, dass die indischen Filmschönen unerreichbar bleiben würden, dass ihm die Typen haushoch überlegen waren.

Nachrichten: Staatsbesuch, Staatsempfang, Ihre Exzellenz – früher hieß das „Ihre Hoheit“, was auf dasselbe hinaus läuft - die indische Staatspräsidentin Pratibha Patil zu Besuch bei den Eidgenossen in Bern. Auf dem Bundesplatz, vor dem Parlament, eine Ehrenkompanie in Kampfuniform, bestehend aus beeindruckenden, jungen Männern in Reih und Glied, anbei, ebenfalls in Tarnuniform, die Militärkapelle, so dass über den Platz melodisch, blechern die Hymnen schallen. Das Volk im Spalier ringsum, abgespert von der Polizei, klatscht Beifall nach dem die Melodien verstummten, nachdem die schweizerische Frau Bundespräsidentin und die indische Frau Staatspräsidentin die militärische Formation abschritten, also inspizierten, ob denn auch alles in Ordnung sei, mit der Aufstockung des Militäretas, was widerum mehr die weibliche Sicht der Dinge betont gegenüber dem Militär, das unbedingt neue Kampfjets braucht für 1 Milliarde Franken, aber auf keinen Fall eine Volksabstimmung über dieses Thema, worüber die beiden Frauen lächeln als handele es sich um den Zwist der Kinder über ihr Spielzeug. Das sind schweizerische Angelegenheiten. Sie nehmen sich winzig aus im Verhältnis zur grössten Demokratie der Welt, zu Indien. Wenn demnach die Quantität nicht der Masstab der Dinge sein kann, an dem sich die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Länder beurteilen lassen, dann stellt sich die Frage, wie der Staatsbesuch der höchsten Vertreterin dieses befreundeten Landes durch die Schweiz begangen werden soll. Wieviel Aufwand, wieviel Drumherum ist bei einem solchen Ereignis angebracht? Im Zeitalter der elektronischen Medien, vor allem der Bildmedien. sind es natürlich farbenprächtige Spektakel, die man hätte erwarten können, zum Beispiel die neueste Kollektion indischer Stoffe auf Elefanten begleitet von Tigern aus Eschnapur. Nichts dergleichen gab es zu sehen; ausser einigen in bunte Saris gekleidete Frauen wirkte nichts exotisch indisch.

Besonders enttäuschend erwies sich jedoch die fast an einen Notbehelf erinnernde Platzierung der Reden der beiden Staatsoberhäupter oder hat es Häuptinnen zu heissen, denn es ist insbesondere für die indische Präsidentin ein Novum als Frau an der Spitze ihres Staates zu stehen, was sicherlich auch in Indien für einige nicht nur sprachliche Umstellungen sorgt. Diese Reden wurden im Parlamentsgebäude abgehalten, aber nicht vor vollem Haus, bestehend aus zwei Kammern, dem Ständerat und dem Nationalrat, sondern sie wurden in der Wandelhalle des Parlaments in einiger Enge, lediglich von den Mitgliedern des Bundesrats und der indischen Delegation entgegen genommen.

Das wirft Fragen auf: Können die Eidgenossen überhaupt Staatsbesuche abhalten? Können sie grössere Staatsanlässe feierlich begehen und dabei ein festliches Zeremoniell entfalten? Nach 700 Jahren nicht-höfischer Kultur, die in anderen Ländern das staatliche Zeremoniell prägten, ist dies mehr als fraglich. Zufrieden dürfen damit all jene Biedermänner sein, denen es wichtig ist, dass staatlicher Prunk und staatliches Zeremoniell in den bescheidenen Grenzen der Sparsamkeit verbleiben, denn die Wirkkraft von symbolischen Handlungen, Begrüssungen und Ansprachen erscheint unverträglich elitär im Verhältnis zur medialen Massenkultur. Glücklich darf sich hingegen der /die schätzen, der/die zu den Kreisen des politischen Geschehens gehört und teilnehmen darf an solche Anlässen. Mithin geht es um Teilhabe, um die Möglichkeit einbezogen zu werden von diesen Staatsevents. Die gute Mischung von Musik, Reden, Essen und Diskussionen bilden dabei die Basis eines friedlichen Miteinanders, in dem die parteiischen Differenzen ausgetragen und lebbaren Lösungen zugeführt werden könnten.




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