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US Election Night - die Medien Party

Berlin, 6. Nov. 2012, DG

Es war ziemlich spät, ungefähr eine halbe Stunde vor Mitternacht, als Michael Welten in der Hauptstadt Repräsentanz der Bertelsmann Stiftung, Unter den Linden 1, also dem ersten Haus am Platz, ankam. Gegenüber, vor dem Deutschen Museum, gleichfalls schwarze Limousinen, die von einem Festakt mit hohen Gästen zeugten. Das gab es also noch: Aus goldenen Kutschen waren schwarze geworden und die Damen, die sie bestiegen, je nach Alter in eleganten, vor allem aufreizenden Kleidern, daran hatte sich nichts geändert. Ein weißes Baldachinzelt, hell erleuchtet mit Türstehern in schwarzen Anzügen, lud geladene Gäste ein. Laut n-tv Meldung sollen es 600 Prominente gewesen sein.






Electoral 2012


Runde Buttons jeweils mit dem Konterfeit des republikanischen und des demokratischen Kandidaten auf dem Hintergrund der US amerikanischen Flage standen beim Einchecken in Glasvasen zum Anstecken breit. Micha fiel auf, dass das Glas mit Buttons des demokratischen Kandidaten Obama so gut wie leer und des Republikaners Romney noch fast voll war. Auch eine Form der Meinungsbefragung, dachte sich der Herausgeber von Welten online, wozu ihm die Präsentation des Ergebnisses eines Schüler Projekts der US Botschaft am Vortag einfiel. Die Schüler sahen Obama deutlich vorne. Die Medien, das TV, das Radio, jedoch nicht. Die laufende Berichterstattung meldete ein Kopf-an-Kopf-Rennen und Spannung bis zum letzten Staat, bis zur letzten Auszählung von Stimmen. Was glauben, das war die Frage? Die Medien verfügten doch über Statistiken, über die Ergebnisse von Meinungsumfragen, sie wußten doch, was vor sich ging. Man lebte schließlich in keiner Diktatur, in der staatlicherseits zum Zwecke des Systemerhalts Lügen verbreitet wurden. Diese Einsicht unterschlug, dass es sich bei den meisten US amerikanischen Mediengesellschaften um Unternehmen handelte, die aufgrund der Einschaltquoten Werbeeinnahmen generierten. Der Zwang, Spannung, ein Kopf-an-Kopf-Rennen sowie die Stimmung: Auch auf dich und deine Stimme kommt es an, zu erzeugen, um unentschlossenes und lethargisches Wählerpotential an die Urnen zu treiben, rührte jedoch nicht nur aus dem Profitinteresse der Medienkonzerne. Es lag vielmehr ganz auf der Linie der Wahlstrategen, Angst vor dem politischen Gegner zu befördern und derart eine Bewusstseinsblase hervorzurufen, die die Fakten, Umfrageergebnisse und Statistiken zu ihren Zwecken schönten, auslegten und verschwiegen. Zum Beispiel der Umstand, dass es sich bei dieser Wahl um eine Wiederwahl, um die zweite Amtszeit handelte, die bisher selten verloren wurde. Dieser Umstand warf allerdings ein Licht auf die kommende Wahl in vier Jahren, denn nach der Wahl war vor der Wahl, frei nach Clausewitz. Bei ihr würde es um zwei gänzlich neue Kandidaten gehen, wenn nicht insbesondere einer der republikanischen Kandidaten der 2012er Wahl den gewonnen Bekanntheitsgrad für sich nutzen wollte. Micha dachte dabei insbesondere an Rick Santorum, der vom Alter her bestens in Frage kam. Das war quasi der Vorteil der herausfordernden Partei, denn ein möglicher Nachfolgekandidat der regierenden Partei wurde vom Charisma des amtierenden Präidenten verdeckt.

Schon im Foyer der festlich auf US amerikanisch mit Flaggen und Donuts, mit US Kostümen und TV Screens geschmückten Bertelsmann Hauptstadtrepräsentanz gingen Micha die Augen auf angesichts der modischen Eleganz seiner Geschlechtsgenossen. Die Typen waren gestylt und aufgebrezelt, wobei er nicht nah genug kam auch den entsprechenden Duft unterschiedlicher Rasierwässerchen zu unterscheiden, doch das Gel bzw. die Pomade  im Haar, die jeweils für kecke bis freche und geschniegelt bis biedere Haarfrisuren sorgten, ließ keinen Zweifel daran, dass zum sportlichen Ausgeh Anzug noch weitere Outfit gleich Status Symbole gehörten. Dass durch solche gleichfalls eine parteiische Vorliebe deutlichen wurde, ließ an die politische Durchstilisierung sowohl der Mode als auch gewisser Sprachreglungen denken.

Die Frauen waren eindeutig in der Unterzahl. Ihr Styl wurde von der an der Spitze der Medien Avantgarde stehenden Claudia Roth am deutlichsten illustriert. Sie toppte im TV Interview den filmgerechten Designerstyl durch jenes Tüpferli, dass nur aus der modebewussten Künstlerszene Berlins, Münchens, Hamburgs kommen konnte und vor allem an diesem Abend aus Wasserstoff blonden Haaren zu einem bleich geschminkten Gesicht mit roten Lippen bestand. Ihre Erscheinung signalisierte: Angriff! Was ihr Biedermänner von mir denkt, ist mir Schnurz Piepe. Ich und meine Leute, wir gehen unserer Wege, womit sie unmittelbar zu Jutta Ditfurth aufschloss. Ihr stand das Ergebnis der Urwahl als Kandidatin für die Bundestagswahl noch bevor.

Als Micha die Party trunken, also demokratisch blau von einem Glas Roten, einem Bier und den ersten Erfolgsmeldungen der Donkey Partei verließ, schlief die Metropole fest und tief, um sich am nächsten Morgen an einem ganz normalen Wochentag ins Arbeitsleben zu ergießen. Welten drängten sich philosophische Betrachtungen auf, die ihm das Tun der städtischen Bewohner aus der großen Höhe eines NASA Sateliten zeigten, wobei sich ihm das Bild eines Ameisenhaufens einstellte. Offensichtlich war er in einer Weise organisiert, die sich von einer monarchisch zentralistischen Strukturierung unterschied. Angewandt auf die USA und Obama hieß das, Obama  konnte historisierend sehr wohl als königliche Erscheinung im Zentrum seines Hofstaates gesehen, also interpretiert werden. Es sprach jedoch vieles dafür, dass die persönliche Durchdringung der US- und schließlich Globalgesellschaft durch den Mann an der Spitze der USA vor allem auf einer Media Bubble beruhte, die sofort platzte, wenn man sich mit dieser genauer befasste. Er dachte dabei an ein aufgearbeitetes Video Zitat des US Präsidenten, in der der Präsident nach seiner "favorite college class" gefragt wurde. Obama erinnerte seinen Polit-Prof. Roger Boesche vom Oxy in L.A. auf den Welten wiederum vor ein paar Tagen wegen dessen Analyse des Athashastras von Kautilya kam. Natürlich brüstete sich nun mehr das Oxy und Boesche mit ihrem berühmten Studenten. Aus einer kurzen, präsidialen Erinnerung wurde sogleich ein Elefant, auf der sich bestens die Werbetrommel schlagen ließ. Derart waren nicht nur die Kommilitonen des 81er Semesters gebauchpinselt, die sich anno dazumal mit ihm gegen das südafrikanische Apartheidsregime aussprachen. Vielmehr, es ließ sich der gesamt Lebensweg des Präsidenten vermarkten, wobei die Vermittlung von Wissen über ihn eine Nähe suggerierte, die zum einen der des TV Stars zum Massenpublikum glich, nämlich sie war gänzlich einseitig und zum anderen trat die mediale Observanz aber auch jeder Lebensregung des Präsidenten, ob in der Vergangenheit oder in der bis zur Unendlichkeit expandierten Gegenwart, deutlich hervor. Ein Mensch im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit, das mußte ein Seinsmodus sein, in der jede Äußerung nicht nur aufgeblasen, vergrößert und vervielfältigt wurde, sondern im nächsten Moment überholt und überboten wurde von den Medienprodukten der darauf folgenden Lebensäußerungen. Um ein Bild zu gebrauchen: Auch der Pilot im Cockpit eines Überschall Flugzeuges wird nicht vom Donner der Rückwirkungen seiner Bewegung und Taten eingeholt.

Es ist müssig darauf hinzuweisen, dass sich an den politischen Mehrheitsverhältnissen in den USA nach der 2012er Wahl de facto nichts änderte. The House ist weiterhin in republikanischer Hand und im Senat haben die Demokraten ihre Mehrheit festigen können. Ob sich ein Debatte wegen der Anhebung der Schulden Obergrenze wiederholen wird, bleibt es abzuwarten.





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