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Lotte, Piedro und Teddy, sind seit Wochen zu Hause im Lockdown

und jetzt seit Tagen im Bett an Corona erkrankt.



Was geht ab bei den Dreien?



Komm und höre es dir an:



Hörspiel-Fassung (1. Lesung)



Zeichnungen

Konrad Masiero

Sprecher:innen


Lotte

Simona Masiero

Teddy

Konrad Masiero

Piedro

Helfried Siegel

Stimme aus dem Off

Nicole Elling

Intro

Dirk Glomptner











Quarantäne


Ein Theaterstück über drei Leute in Quarantäne im zweiten Corona-Winter 2022

Wir haben es Winter, diesen nass grauen, kalten Winter, wie ihn die globale Erwärmung seit Jahrzehnten mit sich brachte, ohne Schnee und Eis, dafür Matsch auf den Waldwegen, der sich im Schutzblech des Fahrrads festsetzt und die Räder blockiert, kein Weiterkommen mehr, Stillstand. Die kahlen Äste der Bäume, die Krähen, deren Krahkrah in der leeren Weite unter dem Grau der dichten Wolkendecke in der Ferne, in der Weite verhallt. Die Dunkelheit dieses zweiten Corona Winters schwindet nur langsam dem Licht und den ersten Frühlingswinden. An sich gäbe es keinen besseren Ort als zu Hause im lauschig Warmen zu sein, doch Corona, die erste globale Pandemie mit ihren Lockdowns, ihren Distanz- und Kontaktbeschränkungen, ihren Veranstaltungsverboten hat die Menschen, zumal in den großen Städten, zurückgeworfen auf ihr engstes Wohn- und Arbeitsumfeld. Die Menschen hocken aufeinander oder zergehen in Einsamkeit und doch gibt es immer wieder auch schöne Situationen.

Drei von ihnen, Lotte, Teddy und Piedro, leben zusammen in einer polyamoren Beziehung. Erst kümmerten sie sich nicht groß um die postmoderne Pest und die gesellschaftlichen Maßnahmen, das Impfen und die Zertifikate, dann erwischte sie die Krankheit. Ein milder Verlauf, das Fieber und die Kopfschmerzen waren nach drei Tagen verschwunden und auch der bronchiale Husten, aber Müdigkeit und Energielosigkeit hielt sie in ihrem gemeinsamen Bett. Unter Quarantäne gestellt hatten sie eh zu Hause zu bleiben. Das passte insofern ganz gut, aber ...

seht und hört selbst:

Dunkelheit, langsam fährt das Licht hoch, ein Bett auf der Bühne wird sichtbar, grün das Betttuch, rot die drei Bettbezüge, gelb die Kopfkissen. Im Bett liegen drei Menschen: Teddy, Piedro und Lotte. Sie beginnen sich zu reckeln


L Ich will nicht

P Ich auch nicht

T Ich auch nicht!

P Augen zu und weiter schlafen.

L Aber ich kann nicht mehr schlafen, nicht mehr träumen, nur dösen.

T Du musst einfach weiter liegen bleiben und dann kommen die Träume von allein.

P Wie wäre es mit einer Schlaftablette?

T Da habe ich noch nicht dran gedacht.

L Nein, ich will nicht.

T Das wäre eine neue Eskalationsstufe

L Genau die will ich nicht. Das zu entscheiden ist mir zu schwierig. Ich will nicht. Weder will ich denken noch mich sonst wie mühen. Verstehst du? Lass mich in Ruhe!

P Aber du hast doch gesagt, es sei eine Sache der Mittel.

L Wann habe ich das gesagt?

P Gestern. Du hast es gestern zu ihm gesagt: It is a matter of means.

L Habe ich das?

P Ja, hast du.

T Ich habe es auch gehört.

L Ach, lasst mich in Ruhe. Ich will schlafen.

P Ich auch.

T Ich auch.

L Es geht aber nicht mehr.

T Siehst du, mit einer Schlaftablette könntest du einfach weiter schlafen und schlafen und schlafen bis alles vorrüber ist.

L Ich will aber keine.

P OK, dann lieg doch einfach so rum.

L Mache ich.

T Ich auch.

P Nun gut, dann ich auch.

L Aber, ich muss mal.

T Dann geh doch.

L Ich will nicht.

P Ich will auch nicht.

L Es tut nur ein bischen weh.

P Meine Blase hält es aus.

T Ja, meine auch. Ist noch Toillettenpapier da?

P Ja, dann können wir ja noch liegen bleiben und dösen, dösen, dösen.


Teddy, Piedro und Lotte kuscheln sich wieder zusammen, Stille, das Licht fährt runter.


Stimme aus dem Off: Wenn man nichts tut, dann verrotten die Dinge, die Beziehungen und das Leben, es sinkt zurück in seinen unbewussten Urzustand, den Schlaf mein Kindlein, schlaf.

Woher kommt die Kraft aufzustehen, wenn nicht aus den Notwendigkeiten des Lebens? Doch diese nackten Notwendigkeiten sind kalt. Ihnen fehlt die Liebe ist mehr noch als Wärme erzeugt Prana wehte vom Himmel und es regnete Mana.


Wie vorher, Bett mit drei Leuten, das Licht fährt hoch


T Kommt jetzt, lasst uns aufstehen.

L Nein!

P Nein! Auf keinen Fall

L Bloss nicht

T Ich habe etwas vor, ich will was tun.

L Ich nicht.

P Mach doch.

T Allein habe ich weder Lust noch Kraft.

P Dein Problem

L Stimmt, das ist deine Sache

T Wir können doch nicht ewig und immer hier rum liegen

P Wieso nicht?

L Ich schon

T Weil, es sind Sachen zu machen

P Ohne mich

L Nicht von mir

T Wenn wir es nicht machen, macht es niemand

L Ja, den lass es machen

P Niemand macht alles

L Alles macht niemand

P Ich lasse mich von dir nicht auf ein Teilchen reduzieren, nur weil ich nicht niemand bin. Also, entweder wir machen alles oder niemand macht gar nichts, weil: Wir sind alle.

L Stimmt, ich bin alle

T Ich bin auch alle

L Deswegen bist du niemand

T Du bist auch niemand

L Na und?

T Darum machst du ja auch alles, weil du ein Niemand bist.

L Ach lass mich, ich bin müde

P Niemand ist müde

L Müde ist niemand will schlafen schlafen schlafen

T Ich stehe jetzt auf (richtet sich auf)

P Mach doch

T Mach ich

L Mit dir mache ich es auch

P Macht doch – macht!

L Haben wir

T Jetzt haben wir sie

P Gehabt, wolltest du sagen

L Gut, dann schlaf ich wieder

P Ich auch

T Ich auch


Teddy, Piedro und Lotte kuscheln sich wieder zusammen, Stille, das Licht fährt runter.







Wie vorher, Bett mit drei Leuten, Piedro,Teddy und Lotte. das Licht fährt hoch, langsames Reckeln, dann:

P: Ich kann nicht mehr schlafen, ich bin wach

T Na und ? Mach einfach die Augen zu, es wird schon wieder.

P: Aber ich kann nicht mehr nichts tun

T Aber was willst du denn tun? Es ist alles getan

L Stimmt, es ist alles gemacht

P Ich find´ schon was. Bestimmt gibt es irgendwo irgend etwas zu tun

L Darum geht es doch gar nicht, ob irgendwo noch irgend etwas zu tun ist, sondern, Piedro, ist dein Tun sinnvoll? Ist es wirklich wichtig und bedeutsam, also voran bringend und eine Weiterentwicklung, um nicht zu sagen eine Lösung des allgemeinen Dilemmas, dass eigentlich alles getan ist, insbesondere wenn du daran denkst, dass das Ziel all unseren Tuns und Schaffens das Paradies auf Erden ist? (… Stille)

P Ich bin aber wach und es ist nicht paradiesisch.

T Dann mach die Augen zu und es wird sofort paradiesisch

L Das ist das Beste, Augen zu, atmen, tief ein und ausatmen und du kommst ins Paradies, in diesen paradiesischen Zustand der Allverbundenheit mit der Schöpfung

T und die Glückseligkeit des Seins durchflutet dich

L göttlich Harfenklänge umflirren dich

T und du schwebst auf Engelsschwingen sanft und weich

L durch die unendlichen Weiten nie endender Liebe

T eines Frühlings voll der Blumen in ihrem betörenden Duft, der die summenden Bienen lockt zu ihrem Kelch

P die Geschichte hatten wir schon

L wo der Nektar fließt wie Milch und Honig warm und weich

P und die Wirklichkeit davon hatten wir auch schon oder wollt ihr, könnt ihr schon wieder?

T Nein, ich nicht

L Ich auch nicht, außerdem ist es immer dasselbe

T Ja, es ist immer das Gleiche, ob nun so rum oder so, bei mir kommt immer dasselbe heraus

P Ja, bei mir kommt auch immer das Gleiche dabei raus.

L Wie auch immer, es ist und bleibt eine paradiesische Wiederholung des ewig Gleichen und darum ein göttlich schönes Tun der Liebe.

P Stimmt, aber ich bin wach und habe keine Lust auf Lust und Liebe

T Dann steh doch auf und mach´ was

P Ja, aber was? Was kann ich wirklich tun? Klar, ich kann das und das tun und das ist auch noch zu machen, aber eigentlich, eigentlich ist schon alles gemacht. Und darum will ich nicht aufstehen, weil irgend etwas zu machen, um des Machens Willen ist blöde. Also, mache ich nichts.

L Oh, ist das blöde.

T Und jetzt? Was tun? Lenin

P Du meinst das Buch von Lenin? … Dann kommt S wie Stalin und dann H wie Hitler

T Nein, nicht H wie Hitler, sondern D wie Davos und der Global-Kapitalismus des WEF

L Ich will kein Opium

T Ich auch nicht

P Also kein Aufstand. Wir bleiben, wo wir sind, Augen zu und schlafen, schlafen, schlafen

L Ja, schlafen, dösen, träumen, schweben, nicht mehr denken, einfach sein

P OK, gut, dann probieren wir es. Augen zu und rein ins Paradies, in das immer selbe Frühlingsparadies

T Wie spät haben wir es? Ist noch Zeit Zeit zu haben dafür?

L Nein, wir haben keine Zeit mehr dafür. Es ist zu spät, zu spät zum Aufstehen und zu spät zum Dafür Zeit Haben.

P Sag´ ich doch: Augen zu und rein ins Paradies


Stille, das Licht fährt runter.


Wie vorher, Bett mit drei Leuten, Piedro,Teddy und Lotte. das Licht fährt hoch, erst Stille, dann:


L Wie kann man sich nur so gehen lassen? Ich meine, ich bin krank, aber ihr?

P Ach, hör doch auf. Du hast uns doch angesteckt. Meinst du, dann gehe ich raus?

T Wir sind jetzt alle krank. Ich merke zwar nichts, aber ich bin schlapp und habe keine Lust zu nichts.

L Ihr seid faul, das ist alles. Ihr könntet, wenn ihr wolltet, aber ihr wollt ja nicht und dabei gäbe es so viel zu tun.

P Schuldvorwürfe, nichts als Schuldvorwürfe machst du. Schau nach dir selber, nach deiner eigenen Faulheit, anstatt sie auf mich und Teddy abzuschieben...

T … auf uns abschieben und selber groß da stehen als die rechtschaffene, unbescholtene, fleißige Lotte.

L OK, stimmt, aber was kann ich denn dafür, dass dieser Arbeitsdruck, dieser Schaffensdruck, dieser Selbstverwirklichungstrieb in mir drängt und zwängt und will und Vorwürfe macht?

T … und immer stärker wird, sich aufbaut zu einer übermächtigen, vernichtenden Macht, die mich zermalmt zu einem Nichts.

P Genau, und dabei fühle ich mich so schlecht, so nutzlos, so verworfen, so ausgelutscht und un-brauchbar, weil, ich will nicht aufstehen und wach sein und machen und tun, was getan werden muß

T … und getan werden kann und könnte, weil das ist nicht das Wahre, das, worum es wirklich geht.

L Quatsch! Ihr wollt das I-Tüpfelchen, ohne zu verstehen, dass das I-Tüpfelchen nur ein Punkt ist und kein Zeichen. Ein Punkt hat keine Bedeutung.

P Natürlich hat ein Punkt eine Bedeutung und ist auch ein Zeichen und was für eins, ein Endzeichen. Punkt! Und ein Stern im Weltall ist er auch.

L Ach, darum geht es doch gar nicht, sondern darum, dass ihr faule Drückeberger seid, Rosinenpicker, die die anderen machen lassen. Ihr seid Ausbeuter. Andere schuften für euch, während ihr euch im Bett herum suhlt und tut als käme im Schlaf zu euch das Glück.

P Erstens, ich bin genauso krank wie du. Tu´ also nicht so als wenn du über den Dingen stündest. Zweitens: Warum habe ich keine Lust aufzustehen? Weil ich krank bin und schlapp? Oder aber, weil es im kuschlig warmen Bett mit euch am schönsten ist, jedenfalls, wenn ich daran denke, was da draußen los ist.

T Komm, das sind theoretische Annahmen: Du weißt doch gar nicht, was draußen abgeht. Du tust so als wäre das Leben da draußen nur fürchterlich.

P Ach was, guck doch nur raus aus dem Fenster: Grau, naß, kalt, kein Sonnenstrahl nirgendwo. Wir sind im zweiten pandemischen Corona Winter und Omi-Kron verbietet alles. Alles! Die Lebensverhältnisse draußen ähneln denen in der Weltraumstation, die Menschen sind biestig aggressiv bis böse …

L... behauptest du und weißt es nicht …

P … die Mehrzahl ist enttäuscht und leidet und möchte gern, wie früher, miteinander sein im kalten Winter, doch alles ist verboten.

T Sie lockern wieder die Beschränkungen.

P Du meinst, das sei ein Hoffnungsschimmer? Pustekuchen. Die nächste Welle kommt bestimmt und vor allem, die nächste Pandemie. Das bleibt jetzt so. Wir leben in einem neuen Zeitalter, dem pandemischen und da hat man sich vor dem nächsten Mitmenschen zu schützen, Distanz zu wahren.

L Du meinst, wir werden nie wieder gesund und es wird nie wieder so, wie es einmal war als wir draußen mit anderen glücklich waren?

T Waren wir das? Waren wir damals wirklich glücklich?

P Nein, waren wir nicht, jedenfalls nicht oft.

L Also, ich bin jetzt hier mit euch in unserem Bett ganz glücklich.

T Ich auch. Kommt, wir kuscheln wieder und schlafen dann.

P Ja, lasst uns kuscheln und dösen, lösen können wir das Problem eh nicht.


Stille, das Licht fährt runter.


Hintergrundmusik:

Udo Lindenberg Jonny Controlletti


Wie vorher, Bett mit Lotte allein, das Licht fährt hoch:


L dichtend: Allein im Bett ist auch ganz nett, denn die beiden sind bei Joe … Wow! Wow, ist der Compi? Wow ist die große, die weite Welt im Netz mit zwei Polen1 fing ich Europa gab ihr Asyl in einem Lager ist sie klein, aber fein sprayt der Hein Bilder an die Wand gestellt pinkeln zwei ins Meer …

(es klingelt an der Haustür)

Wer? Mehr? mag das sein? Die Beiden haben einen Schlüssel und hätten sie ihn vergessen, dann kämen sie hinten rein. … Ich will nicht aufstehen. Nachher ist es das Gesundheitsamt. (es klingelt wieder) Oh, das wird teuer - Dass die jemanden zur Kontrolle schicken, erstaunlich - Ansonsten basiert ja alles auf Selbstkontrolle - Niemand will niemanden anstecken - Die Polizei hält sich raus, jedenfalls Zuhaus. Nur in den Geschäften haben sie Angst vor den Controllettis des Gesundheitsamtes - Demnächst gründen sie eine Seuchenpolizei, die sind dann digital unterwegs. Aber dass sie jemanden vorbei schicken, der guckt, ob man was braucht und sei es Unterhaltung, am Kaffeetisch mit Maske, das ist undenkbar. (es klingelt wieder) Ich schlafe, wir schlafen, wir haben keine Kraft zum Aufstehen. Kommen sie später wieder. Gute Nacht.

(Lotte zieht sich die Decke über den Kopf, es klingelt noch einmal, das Licht wird dunkler)

So kann es nicht weiter gehen. Demnächst kontrollieren sie die Standort-Angabe des Handys, wie in China und jedes Fehlverhalten wird im Flensburger Register eingetragen. Aus der Gesundheitsdiktatur wird dann eine Digital-Diktatur und im Handy leuchtet ein gelbes Sternchen auf: Access denied, weil man beim Spaziergang am Montag kurz im Café auf die Toilette möchte. Das machen dann keine Menschen mehr, sondern die vollautomatischen Türen. Ich will nicht mehr. Wann kommen die beiden nur wieder?

(Sie singt) When do you return my love? I need you so, your voice, your glance, your touch of hands. Please, hurry to kiss me soon as lonelyness is harder, so much harder than everything I knew.

P (aus dem dunklen Hintergrund antwortet singend) Ich küss´ dir die roten Lippen bald halt´ ich dich in meinem Arm und tanz mit dir im Wiegeschritt fühl´ ich das Glück mit dir.

L Es klingelte gerade an der Tür. Es waren bestimmt die Controllettis vom Gesundheitsamt.

P Oh nein und jetzt?

L Jetzt bekommst du die Rechnung für dein verantwortungsloses Verhalten.

P Ich war doch nur im Wald, spazieren. Wen soll ich da denn anstecken?

L Gesetz ist Gesetz. Das wird teuer.

T (aus dem Hintergrund) Was wird teuer? Es ist schon teuer. Alles ist teurer geworden. (Teddy stellt die Einkaufstaschen ab) Alles, weil alle wollen mehr vom großen Corona Kuchen der Kredite. Und wer bekommt zum Schluss all das Geld? Die Superreichen, bei denen sammelt es sich, wie das Wasser aus den Flüssen im Meer.

L Die Controllettis vom Gesundheitsamt waren da. Es klingelte, ich habe nicht aufgemacht.

T Gut, sehr gut. Setzen. Ich habe ein Alibi: Einkaufen

L: Einkaufen?! Bist du verrückt, das geht erst Recht nicht. Ihr habt Quarantäne.

T Und du Piedro, was war mit dir?

P Ich? … Ich war im Wald auf der Wiese und habe mit den anderen Tai Chi gemacht. Distanz zwei Meter, mindestens. Außerdem sind wir nicht mehr ansteckend nach zehn Tagen.

L Gesetz ist Gesetz. Sie werden euch einsperren wegen verantwortungsloser Seuchenübertragung.

T Du hast nicht aufgemacht, Lotte. Wo warst du?

L Ich ? … Ich war hier.

T Ja, eben und warum hast du nicht aufgemacht?

L Nun ja, weil … ich hatte Angst um euch. Dass sie euch einsperren und bestrafen.

P Jetzt bestrafen sie uns alle zusammen.

T Quatsch! (singend) Wo waren wir, wenn nicht hier im Bett ist´s nett und warm gekuschelt schliefen wir.

L Das habe ich mir auch gesagt und mir die Bettdecke über den Kopf gezogen.

P Ich war so müde und kraftlos, so energielos, so schwach und …

T … und?

P Na ja, ich konnte nicht aufstehen und schlief, schlafend döste ich träumend dahin, es klingele an der Tür, aber ich konnte nicht aufstehen.

L So war es bei mir. Du klaust mir ja meine Story.

T Nein, das ist unsere Story. Wir haben geschlafen. Wir wollten nicht aufmachen, weil wir zu schwach zum Aufstehen waren.


Es klingelt an der Tür, das Licht wird dunkler, Stille, es klingelt



Wie vorher, Bett mit drei Leuten, Piedro,Teddy und Lotte das Licht fährt hoch, erst Stille, dann:


T Das war knapp – er hat nichts gesagt als wir mit unserem kraftlosen, müden Schlafen kamen.

L Was soll er auch sagen? Wir sind drei gegen einen

P Vor einem Richter wären wir wie einer

L Wir sind eben eins und einig

T Und darum zusammen falsch

P Nein, müde, kraftlos schlapp. Lasst uns schlafen, dösen, träumen.

T Ja, kuscheln wir uns hinüber ins Paradies

L Macht doch, ich nicht. Ihr ward draußen. Ich gehe ins Internet

(Teddy und Piedro kuscheln sich zusammen, Lotte mit Laptop und Kopfhörer)

L Die Nazis machen Krawalle brüllen die Staatsmedien im Chor, als wenn die Protestanten alle Faschos wären. Ich bin aber kein Nazi, dachte ich jedenfalls bisher. Wie in der DDR als die Staatsmedien die Nachrichten, von oben gesteuert und zensiert unters Volk brachten und wer etwas anderes sagte, Zivilcourage zeigte, der flog raus. Das ist wie heute. Ob Arzt oder Journalist und die Lehrer bekommen einen Radikalen-Erlass. So war auch die völkische Hetze bei den Nazis, bei den Sozis und jetzt bei den Global-Virologen.

P Du meinst die pandemischen Universalisten.

T Nein, die UNO-isten

L Wie auch immer, die Tyrannei der Gesundheitsdemokraten. Man braucht die Juden nur mit den Ungeimpften gleich setzen und wenn du das sagst, dann bist du ein Querdenker, ein Neo-Nazi. Das ist doch paradox!

T Psss! Hör auf, so laut zu denken, das ist gefährlich. Die schieben dich sonst auch in eine Ecke.

L Ach, da bin ich doch schon längst.

P Komm, rück mal.

L Nach links oder nach rechts? Wie auch immer, diese systematische Abschiebung des kritischen Geistes der Ungehorsamen, der Impfunwilligen in die rechte Ecke ist ein absichtliches Verschweigen der Wahrheit, das Zeichnen eines Bildes, das verschrecken soll, das die Leute zu Hause halten soll, damit sie sich nicht anstecken mit dem Virus, dem gefährlichen Virus an dem so viele Menschen (nachdenklich) … sind schon daran gestorben, zumindest mit Corona ist wirklich gefährlich, weshalb die Intensivstationen bersten und die Krankenschwestern leiden und die Gesundheitskosten explodieren und alle anderen nicht operiert werden können und auch an Corona sterben, weil Intensivbetten vorgehalten werden müssen letztlich aber nicht belegt werden, weil doch nicht so viele Coronakranke kommen. Man könnte meinen: Hauptsache, die Stärksten überleben und der ganze Rest wird als überflüssiger Müll der Geschichte entsorgt. Das ist geradezu das Gegenteil dessen, was in den Staatsmedien läuft, versteht ihr? Impfen, um alle zu retten. Dabei haben wir bald 10 Milliarden Menschen auf der Welt, so dass sich die Menscheit selber und den Planeten auffrißt. Sollte es da vielleicht so etwas geben wie ein übergeordnetes Wesen – Gaia - ich denke an Lovelooks Gaia Theorie: die Erde ist ein Lebewesen ...

P Hör auf, das ist auch nur eine Verschwörungstheorie, nur dass du die Verantwortung von einer Gruppe oder dem großen Führer aller Chinesen auf ein kollektives Bewusstsein, geheißen Gaia, abschiebst.

L Ich könnte auch Gott sagen. Sodom und Gomorra damals und heute das kapitalistische System und die entfremdete Maßlosigkeit der Reichen.

T Und du die Priesterin des wahren, guten und schönen Lebens. Ich bin müde, seid still und laßt mich schlafen.

P (leise) Wir sind doch die Reichen.

L Teddy, du bist krank, Long Covid. Komm nimm deine Vitamin D-Tropfen.

P Ja, es ist Zeit für unsere Vitamin D-Tropfen und dann schlafen wir. (Er nimmt ein kleines Fläschchen, einen T-Löffel und zählt vor sich hin bis 15 und reicht Teddy, Lotte und sich die Tropfen, währenddessen …)

T Diese Kraftlosigkeit steckt einfach in mir drinne. Ob ich jemals wieder hoch komme?

L Ob du hoch kommst oder nicht, das bestimme ich – soll ich es dir beweisen?

T Jetzt nicht, bitte nicht. Später, irgendwann dann, wenn wir ausgeschlafen sind und frisch und munter und die Sonne wieder scheint, wenn der Winter vorüber ist, dieser kalte, graue, regnerische Winter, dieser global erwärmte, schneelose Winter.

P Ja, dann ist es so weit, dann stehen wir auf, dann stehen wir auf.


Das Licht fährt runter



Wie vorher, Bett mit drei Leuten, das Licht fährt hoch, Lotte mit Kopfhörern am Laptop, erst Stille, dann:


T Ich bin wach

P Na und

T Na, ich bin wach und kann nicht mehr schlafen.

P Ja, meinst du, es geht dir alleine so?

L Seid still, ihr beiden. Immer müsst ihr rumzicken miteinander.

T Ich bin hell wach, aber wozu soll ich aufstehen? Was sollte, was könnte ich machen? Seit Monaten Lockdown und wir hängen in der Wohnung herum und seit Tagen im Bett. Ich habe seit undenklicher Zeit keine anderen Leute, keine anderen Gesichter mehr gesehen, nur eure … und meins im Spiegel und die im Computer und im Fernsehen. Selbst die Zoom-Konferenzen sind öde, so befremdlich, so echt unechte Begegnungen. Versteht ihr, mir fehlen die anderen. Ich komme mir vor wie eine Pflanze ohne Licht. Ich werde immer schwächer, schlapper, ideenloser und warum, weil die im Radio, im Fernsehen uns erzählen, wir dürften nicht unter Leute, wir würden alle anstecken und sterben und die Intensivstationen überfüllen. Und dasselbe machen sie mit den Alten im Altersheim. Die müssen den ganzen Tag allein in ihrem Zimmer bleiben und in die Glotze gucken. Das ist doch kein Leben.

P Ja, so ist es und jetzt sei still, du störst mich beim Träumen von einer anderen Welt, wie wir zusammen sitzen und singen, tanzen, das Lagerfeuer prasselt und Joe spielt Gitarre und Eve singt vor und wir nach und nach und nach sind wir alle ganz trunken vor Freude und Jubel und Lebensglück, Stör mich also nicht mit deinem Lockdown Gejammer.

L Hey, Freunde, nicht in diesen Tönen, lasst uns andere anstimmen, Guckt mal, ein Flashmop in Nürnberg im Sommer 2014

(die drei gucken in den Laptop und kommentieren das Video, im Hintergrund das YouTube Video Evenord-Bank Flashmob Nürnberg 2014 - Ode an die Freude, das Bühnenlicht dunkelt ab)

L Ist die Kleine nicht süß?

T Ach, das ist alles gestellt.

Das ist doch ein richtiges Orchester

und ein richtiger Chor,

also kein echter Flashmop, spontan aus der Menge heraus.

P Sei still, es ist schön. Die Menschen, wie sie alle beieinander stehen und sich freuen und singen. Ich habe einen ganz dicken Klos im Hals und fange gleich an zu weinen.

L Wein doch. (Sie nimmt ihn in den Arm)

T Und das soll alles nicht mehr sein, weil wir jetzt in einem pandemischen Zeitalter leben und die Menschheit sich nur noch ins Weltall und in keimfreie Spacelabs retten kann? Nein, ich mache das nicht mehr mit.

L Ich auch nicht. So kann es einfach nicht weiter gehen.

P OK, wenn es so nicht weiter geht, dann gehen wir eben spazieren.

T Mit einer Kerze in der Hand durch die Straßen unserer Stadt und zwar jeden Montag.

L Wieso nur Montags? – an jedem Tag - jetzt. Los kommt!

P Dürfen wir denn schon raus? Wir haben doch Quarantäne.

T Nein, haben wir nicht mehr. Sie haben mal eben die Bestimmungen geändert, von vierzehn Tagen runter auf sieben, damit die Leute nicht so lange krank feiern und arbeiten gehen. Die systemrelevanten Dienste müssen doch laufen und Omikron ist nicht mehr so schlimm wie Corona.

L Und wieso sollen wir uns dann noch impfen?

T Wieso eigentlich nicht? Der Impfstoff ist doch genauso gen-manipuliert wie die Früchte, das Korn und das Gemüse, dass du täglich im Supermarkt holst.

P Lasst das Gestreite und kommt jetzt los zum Montags-Spaziergang




Das Licht fährt runter



Die drei kommen zurück, ziehen sich aus, gehen ins Bett, stehen wieder auf und gehen im Zimmer umher, aufgeregt redend,


T Offensichtlich hatten nicht nur wir die Idee.

L Das waren mindestens 200 Leute und die Bereitschaftspolizei als Begleitschutz

P Quatsch! Das findet jeden Montag statt, nur wir haben es nicht mitbekommen in unserer Isolation

L Da siehst du mal, die Staatsmedien machen einem etwas vor. Ich habe keine Randale und keine Neo-Nazis gesehen, nur 3 Durchgeknallte von der Antifa - stand auf ihren T-Shirts.

P Ach die, das waren Provokateure von den Rechten, sage ich dir.

T Meinst du, die haben sich solch einen Trick ausgedacht, um die Ultra-Linken gegen die Spontis aufzuhetzen?

P Du hast Recht, das wäre zu raffiniert für die.

L Wie auch immer, es ist ein Skandal, was die Medien uns da erzählen Tag für Tag. Die machen Fake News und schieben den Protest in die rechte Ecke. Was ist das nur für eine Berichterstattung? Hunderttausende gehen auf die Straße und es wird kaum berichtet und wenn, dann nur von den Krawallen der Neo-Nazis und selber ist man dann auch einer, wenn man spazieren geht.

T Ja, die Leute sollen Angst haben und zu Hause bleiben.

P Was die Leute sollen, das ist das eine, was wirklich abgeht das andere – die Staatsmedien verzerren das Bild, sie sind nicht mehr objektiv. Wie kann es sein, das Journalisten derart falsch berichten? Haben die Angst ihren Job zu verlieren? Oder ist es bei uns hier in der Stadt anders als auf dem Land in den Kleinstädten?

L Wie in der DDR! Wie in der DDR! Da haben sie auch den Leuten das Blaue vom Himmel erzählt, die Statistiken gefälscht und die Wahlen.

T Ja, so muss es damals, 1989, bei den Spaziergängen in Leipzig auch gewesen sein: Die Polizei und jeder konnte ein Spitzel, ein V-Mann sein oder konntest du abschätzen, mit wem du da spazieren gehst und mit wem du dich unterhältst? Und hast du klar machen können, wer du bist und gemerkt, was für einer du für die anderen bist? Du könntest ja auch ein Rechter sein oder ein IM, ein V-Mann.

P Ja, voll abgefahren, voll abgefahren diese Fragen, dieses Erleben, dieses Spiel mit der eigenen Identität. Und was machen in solch einer Situation? Reden? Schweigen? Das ist wie in dem Spiel mit dem Lügner, mit dem Mörder – jeder kann es sein, man selber auch.

L Wir dürfen also noch einmal das DDR Trauma des totalitären Staates, diesmal als Medien- und Corona-Diktatur durchleben.

T Insofern können wir ja froh sein, dass wir in einer echt wehrhaften Demokratie leben und nicht zusammen geknüppelt werden von der Polizei, nur weil wir spazieren gehen.

P Jetzt mal ganz ruhig – wir sind eine Minderheit, noch nicht einmal ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Wenn wir raus gehen und behaupten, die Mainstream Medien lügen und berichten falsch, dann zeigt uns das Gros der Leute einen Vogel. Die interessiert das nicht. Die haben zu tun, was man von ihnen verlangt oder sie verlieren ihren Job, werden frei gestellt ohne Bezüge. Defakto haben die da oben den Gesundheitsnotstand ausgerufen und an die Demos gegen die Notstandsgesetze kann sich niemand mehr erinnern, genau so wenig, wie man sich an das Versprechen erinnert, den Pflegeleuten eine Corona Prämie zu zahlen oder den Bahnangestellten, weil dann die Vorstände nichts bekommen hätten. Die Leute registrieren es einen Moment lang und dann vergessen sie es, weil, was sollen sie tun? Das Baby schreit und der Chef droht, man steckt drinnen im System. Man glaubt, was die einem erzählen, zum Beispiel dass die e-Autos die große Rettung wären für die Öko-Katastrophe. Jetzt werden halbe Neuwagen verschrottet, um die Prämien für die elektrischen Neuwagen einzukassieren. Das war schon bei der Katalysator-Prämie so und das alles im Namen des Umweltschutzes. Atomkraftwerke im Namen des Umweltschutzes, ja wirklich, siehe EU-Verordnung und die Impfpflicht im Namen der Herden-Immunität.

L Du meinst, diese ganze Corona-Hysterie ist nichts anderes als eine übertriebene Massenreaktion, weil die Menschen Angst haben, Angst um ihre Gesundheit und vor ihrem Chef, vor dem Staat und vor dir Ungeimpften?

T Ja, vor uns frisch Genesenen. Kommt, wir machen das nicht mehr mit. Ich rufe jetzt Ulla, Sabrina, Karl, Jean und Kristin an und ihr eure Leute und dann machen wir heute Abend eine Anti-Corona Party.

L Yeah! Auf geht’s

P Endlich. Los geht’s


Stille, das Licht fährt runter


Nach einer Weile klingelt es und kurz darauf wieder. Lotte, Piedro und Teddy begrüßen euch, das Publikum:


L: Schön dass ihr gekommen seid.

P: Super, ihr da seid.

T: Klasse, dass wir nach so langer Zeit wieder bei einander sind.


LPT Prost! Salute!


L (fragt jemanden von den Zuhörern) Und wie ist es dir ergangen?



Michael Welten: Ja, wie ist es mir ergangen? Ich bin kein Impfgegner und überhaupt habe ich mit dieser Politisierung nichts am Hut. Ich gehe nicht auf die Straße weder für die einen noch für die anderen. Wenn ein annehmbarer Impfstoff kommt, dann lasse ich mich natürlich impfen.

jemand anderer: Die Impflicht ist für mich schlicht und ergreifend so etwas wie das Abtreibungsverbot. Ein staatlicher Übergriff auf den Körper. Die maßen sich an, über mich zu entscheiden. Das ist es, was ich nicht will. Auf keinen Fall lasse ich mich mit solch einem Zeug impfen. Es ist nicht sicher erprobt und die Krankheit mit ihren Spätfolgen noch nicht erforscht.

Du: Natürlich will ich weder sterben noch Krankenhauskosten verursachen, weshalb ich diese hitzige Auseinandersetzung, diese Spaltung der Gesellschaft gut verstehe. In der Stadt sah ich die jungen Grünen mit Maske für das Impfen protestieren. Sie warnten vor den Impfgegnern, die mit Kerzen durch die Innenstadt liefen als wären es die Krawallmacher der Neo-Nazis. Die Spaltung geht mithin durch das aufgeschlossene Teil der Leute, die Zeit und Geist haben, sich mit Gesellschaftsfragen auseinanderzusetzen. Aber es mutet so giftig, so ausschließlich an. Die halten die Impfgegner für Verrückte, für rechtsradikale Mitläufer und nicht für Menschen, die sich Sorgen um die Gesundheit und die Gesellschaft machen.

Sie: Als ein Impfgegner mag einem klar werden, was in China, in Hongkong mit Regimegegnern vor sich gehen mag. Das Eintreten für die eigenen Rechte wird von allen Seiten, den Medien, den Staatsorganen und der Mehrheit der Menschen gnadenlos diffamiert. Die haben Angst auf der Arbeit ihre Meinung zu sagen. Sie haben Angst auf die Straße gesetzt zu werden, weil sie anderer Meinung sind als der staatliche Mainstream. Sie haben Angst in ihren Arbeiten ihrer eigene Kollektiv-Meinung Ausdruck zu geben. Am besten, man hatte keine Meinung. Und genau das macht deutlich, was in der DDR mit Regimegegnern und was mit den Juden in Nazi-Deutschland geschah. Hoffen wir, dass es nicht wieder so weit kommt.






weitere zeitgeschichliche Corona-Beiträge:

Revolutionslobbyismus "und die Straßenmusik", 2022, Doku


















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1Der Nord- und Südpol, aber auch Papst Johannes Paul II. und Lyrikerin Wisława Szymborska, Nobelpreis für Literatur 1996