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Kuschelparty

München im April 2017, Sabrina Moserbacher

Ich suchte nach Worten, um zu beschreiben, was ich wie in den drei Stunden zuvor, während der Kuschelparty von Miriam, erlebt hatte. Nicht dass ich stotterte, nein, nichts, mir fehlten schlicht die Worte, dabei hatte ich noch diese glasklaren Momente vor Augen, diese intensiven Bilder des Erlebens von etwas unaussprechlich schönem.






Kuschelparty


Genau das war es: Stechend scharfe, farb intensive Bilder mit einer Tiefendimension, wie sie nur ein überhell, aber nicht grell ausgeleuchteter Raum mit den darin befindlichen Menschen und vor allem mit deren Tun hervor bringt. Fast versteht es sich von selbst, das sich zu diesem visuellen Eindruck die entsprechende Akustik, die zum einen durch die Qualitätsanlage, also Studio-Lautsprecherboxen, als auch durch die erlesene, fein abgestimmte und zu den Handlungsvorschlägen der Anleiterin passende Musik gesellte.

Wir waren in der Abschlussrunde, in der Integrationsphase und nun versuchte ich genau das in Worte zu bringen. Zustimmung aus liebevollen Blicken sagte mir, es fehle noch etwas. Ja, das Gefühl sanfter, warmer Liebe durch die alle im Raum irgendwie miteinander verbunden waren. Sinnliche Bewegungen, sanft der Tonfall der Menschen, die hingebungsvoll genießend die Schönheit des Moments erlebten, der im Glanz der Augen, im erlaubten Schauen Dürfen der Körper der anderen, im Schwung ihrer Lippen und in der Weite seiner Brust, die äußere Konkretiesierung des eigentlich inneren Geschehens fand. Denn ich mochte es noch so sehr auf die äußeren Umstände, auf den samtig rot dekorierten, mit Matratzen, Kerzen und Blumen ausgelegten Raum schieben, die Steigerung hin zu einer ekstatischen Wahrnehmung des Geschehens, der Menschen, der Musik, hatte andere Gründe. Es lag am Kuscheln, nur was ist das, dieses Kuscheln? Was meint es? Kinder kuscheln. Mütter kuscheln mit ihren Kindern und Häschen im Käfig und Kätzchen im Körbchen. Das Fell ist weich und eng beieinander berühren sich warm die Körper, denn es ist der ganze Körper mit seinen großflächigen Partien der Haut, die sich berühren und sanft aneinander sich leise bewegend schmiegen, denn Bewegung vermittelt erst das Gefühl der Berührung und des Berührt Seins, das schwindet, kehrt schläfrige Bewegungslosigkeit ein. Mithin bewirkt das Kuscheln eine Rückkehr zu einer sinnlich erfahrenen Ganzheit, die Mensch im Baby– und Kleinkindalter zu meist von Mama erfuhr, um sie dann später in übertragender Weise mit Papa und den Geschwistern und später den Freunden und dann dem Geliebten in erwachsener Nähe wieder, aber eben doch nicht so unmittelbar und vollkommen wie damals zu erleben. Doch das reicht. Angesichts der Entfremdungsmechanismen, der unpersönlichen Unkörperlichkeit, der selbst Umarmungen und das Begrüßungsküsschen auf die Wange schon intime Nähe sind, avancieren körperliche Berührungen im weitesten Sinne zu unmittelbaren Näheerlebnissen. Mehr oder weniger bewusst sehne auch ich mich nach diesen ständig und muss sie gleichzeitig und zwar nicht nur wegen der Gefahr ungestümer Übergriffigkeit über die ich keine Kontrolle mehr hätte, zurückweisen. Seltsam doch, dass das Zurückgewiesene, das ausgeschlagene Angebot als Chance, im Nachhnein solche Macht über mich gewinnt, dass es mir als verpaßte Gelegenheit, Erfüllung zu finden, beständig als Erinnerung und Ausgangsbild weitergehender Fantasien in den Sinn kommt.

Zu dieser Kuschelparty von Miriam und ihrem Freund Rolf waren mit mir noch drei Frauen und fünf Männer gekommen, also einer zu viel, um ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu haben. Das ist wichtig, wie aus Sabines Erzählung deutlich wurde, denn wie beim Tantra, sind die sexbedürftigen Männer zumeist in der Überzahl, so dass sich um eine Frau gleichzeitig mehrere Männer scharen.

Sabine brachte es mit dem unausgewogenen Geschlechterverhältnis beim Erzählen in der Abschlussrunde auf den Punkt: Wenn mehr Männer da sind und sich mehrere um eine scharen kommt mir ein Erinnerungsbild aus einer Tantra-Session vor Augen: Eine durchaus attraktive, jedoch schon in die Jahre gekommene Schönheit stand nackt im Mittelpunkt eines sich an sie schmiegenden Kreises von vielleicht fünf, sechs Männern, gleichfalls nackt, während die anderen Teilnehmer dieser Tantra-Session blind mit Augenmaske auf der Suche nach Anschluss sich durch den Gruppenraum tasteten. Der Freund der Schönen stand hinter ihr, ganz hingegeben in erotischer Ekstase sie im Halsnacken küssend und, wie ich durch den unteren Schlitz meiner Augenbinde erspähte, seine Hand verdeckend auf ihre Muschi haltend. Er wollte nicht, dass die dicken, herandrängenden Schwänze der anderen Männer in seine Frau eindrängen. Diese ließen sich davon nicht weiter abhalten und liebkosten herzend die Schöne über ihren ganzen Körper und ihre harten, voller Lust aufgegangenen Nippel ihrer runden Titten. Wäre sie mir nicht so voller hingebungsvoller Lust erschienen, hätte ich wohl an eine Gruppenvergewaltigung denken mögen, doch davon waren diese Männer und sie als Ausgangs- und Endpunkt der Lust weit entfernt, denn in ihrem zärtlich liebevollen Drängen waren diese Männer zueinander genauso weich, rücksichtsvoll und sanft wie zu ihr, die sich da im Mittelpunkt, sozusagen als Quell der Liebe, Lust und Wonne feiern konnte und sich allen und jedem, der es wollte, sich und ihren Leib mit Wohlgenuss schenken konnte. Einen sah ich, der kurz hinzukam, so als wollte er schauen, was vor sich ging, um dann eher angewidert von dieser geilen Massenszene schnell wieder Abstand zu gewinnen.1

Dementsprechend erzählte eine der teilnehmenden Frauen, Karen, auch ihr Ding sei das beim Kuscheln nicht, als es vor und hinter ihr immer stürmischer, wilder und drängender wurde. Ich zog mich heraus und blieb für mich. Zwar waren wir mit leichter, bequemer Kleidung angezogen und nicht nackt, doch das änderte nichts am Spüren, der auf mich einwirkenden, fordernden Körper. Entweder ich machte mit und ließ mich fallen in meine Sinnlichkeit und Lust oder ich ging und blieb alleine für mich. Doch, ich möchte noch mitbestimmen können, was wie schnell und wie sinnlich mit mir geschieht. Wenn ich darüber die Kontrolle verliere und zum Spielball der Lust und orgiastischen Ekstase eines anderen werde, dann schalte ich ab und bin in einem Nirgendwo. Dennoch hatte ich das Gefühl, für die anderen war es vollkommen in Ordnung, dass ich mich heraus zog. Sie ließen mich, zwar mit einem leisen Bedauern, auf den als Ruhematte vereinbarten neutralen Ort ziehen. Von dort konnte ich das ganze Geschehen weiter verfolgen als auch mich meinen Träumen und Wünschen nach zarten, liebevollen Streicheleinheiten hingeben. Irgendwie hatte ich natürlich das Gefühl, versagt zu haben, andererseits fand ich mich ganz schön mutig, überhaupt gekommen zu sein.

Ja, es ging auch stürmisch zu, erzählte ein anderer Mann und dennoch, diese weichen, sanften, erst einmal absichtslosen Berührungen und Bewegungen, sie machen so weich und liebevoll, so rücksichtsvoll sanft und einfühlsam langsam, so dass jeder einzelne Moment sich zu einem Hochgenuss steigert. Insbesondere als ich dir, sagte er zu Miriam gewandt, in die Augen schaute, dein glückliches Lächeln sah, dir durchs Haar strich und deine Ohrläppchen herzte, um schließlich, ganz gewagt, meinen Kopf in deinem Schoß zu versenken, während du mir sanft über den Kopf strichst, ging ich auf in Liebe und Glück und das, obwohl doch dein Freund Rolf ein Stückchen weiter mit Anna im Arm da lag und sah, wie du mich glücklich herzend anschautest. Offen gesagt, ich verstehe das alles nicht. Vielleicht brauche ich es auch gar nicht zu verstehen, denn mein Herz sagt mir: Oh, es war so wunderbar, so herrlich, solch ein göttliches Entzücken.

Bernd: Mir erschienen hier die Frauen so dominant und bestimmend mit ihrer Sittenstrenge, mit dem, was sie wollen oder nicht wollen, dass Man(n) ganz eingeschüchtert und zurück geworfen auf sich selbst nicht wagt, jedenfalls in meinem Fall, den Tiger, das wilde Tier, wirklich raus zu lassen. Zwar sah ich andere, die ungestümer wurden, aber mir war es derart als tauchte ich ein in eine warme Milchsuppe aus Liebe pur.

Dann sprach Anna mit noch ganz verzauberter Stimme: Ich träumte als ich mit meinem Kopf auf deiner Brust lag, Bernd, und Peter hinter mir sich im Löffelchen an mich schmiegte. Ich stellte mir vor, wir würden das ganze nackt machen, wobei ich neulich von einem tantrischen Öl-Ritual gelesen hatte. Schon sah ich, dass wir in diesem warmen Raum eine große und feste Plastikfolie ausbreiteten, die Ränder erhöht, so dass das Öl nicht hinunter laufen könnte und auch keine Ölspritzer an die Wand kämen. Und dann lägen wir hier zum Kuscheln in dem warmen, glitschigen Öl. Ich glaube, das dürfte ziemlich abgefahren werden, ziemlich geil, wobei ich davor auch ziemlich viel Angst habe, ich mag nämlich nicht mit jedem ficken. Eigentlich geht es mir auch gar nicht darum, sondern um dieses Kuscheln, diesen Hautkontakt, dieses einander Spüren. Geht das? Ich kann mir das nicht vorstellen.

Kurzum, das Kuscheln weckt Wünsche und führt an Grenzen heran, es läßt eintauchen in ein liebevolles, urtümliches Miteinander, so dass es zugleich Ausgangspunkt zu weiteren Erkundungen des Möglichen sein kann.



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1Die Erläuterungen von Ryan & Jetha, Sex - die wahre Geschichte, 2010 / 2016, zur Spermienkonkurrenz und zur Phänomenologie der weiblichen Kopulationsrufe, vgl. S. 253 ff & 292 ff, belegen nicht nur die promiskuitive Natur der menschlichen Sexualität, sondern entschlüsseln das beschriebene Geschehen als ein archetypisches bei dem in diesem Fall nicht Spermien um Einlass in die Eizelle buhlen, sondern viele Männer um Einlass in eine einzige Frau.






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