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Als Zazen-Mönch zum Ursprung allen Seins


Rigi Felsentor, im November 2017, Dirk Glomptner

Weit weg aus der gewöhnlichen Lebensalltäglichkeit und doch so nah und drin - nachfolgend einige kleine Einblicke in und Gedanken zum “klösterlich-kontemplativen” Zazen-Leben im Felsentor auf der Rigi am Vierwaldstättersee, wohin ich mich zurückzog über den November, dieser Zeit der Nebel, der Kälte, der Dunkelheit, des Sterbens der Natur, was die Vergänglichkeit des Seins ins Gemüt hebt wie eine Rosenblüte im Garten des Hauses, erfriernd im Neuschnee, um vielleicht Tage später im warmen Wind aus dem Süden zu neuem Leben zu

Rose


erwachen. Nicht nur dass die Täler des Vierwaldstättersees in den satten Farben der Wiesen, Wälder und Berghänge wie aus der Vogelflug Perspektive eines Drachenfliegers prangen, sondern der Blick geht weit über Schnee bedeckte Alpengipfel und zwar sowohl, wenn sie aus Wolkendunst und Nebelschwaden auftauchen als auch dann, wenn sie unter blauem Himmel glitzern. Der Felsentor Zen-Tempel liegt auf knapp 1200 m und tatsächlich, es schneite die letzten Tage, so dass sich winterliche Weihnachtsstimmung angesichts der weiß behangenen Tannenäste und Berghänge ausbreitete.

Doch all dies ist nur äußerlich, eben der Blick aus dem Fenster. Maßgeblicher sind die inzwischen vertrauter gewordenen und wie auf einem Schiff auf hoher See sich ständig wiederholenden Abläufe als auch Gegebenheiten, sprich monotone Gleichförmigkeit bis zur nichtssagenden, leeren Langweile stellte sich mir äußerlich ein. Langsam entstand Raum und Sensibilität für das, was in mir vor sich ging.

Das Team, die Sangha oder auch Haus-Gemeinschaft besteht aus ca. 14 Leuten zu denen ich inzwischen jeweils ein persönliches mehr oder weniger starkes Verhältnis entwickelte. Das ist bedeutsam, denn eine Gemeinschaft zerfällt beim Näherkommen in die Summe solcher Einzelbeziehungen, die dann ein Beziehungsnetzwerk ergeben. Zu diesem kommt das jeweilige Spezifikum der Arbeit oder der gemeinschaftlichen Sache der jeweiligen Lebensgemeinschaft hinzu. Hier, im Felsentor, ist es das Zazen und die Versorgung von Kursteilnehmern, die jeweils für eine Woche zu sogenannten Zazen Sesshins oder ähnlich gelagerten Meditationskursen kommen. Der letzte Kurs bestand aus 23 Frauen und 3 Männern, die die ganze Woche über schweigend miteinander waren und neben den Meditationszeiten Pranayama-Übungen praktizierten. Wir, von der Haus-Sangha, hatten bei den Mahlzeiten gleichfalls zu schweigen. Derart verstärkt sich das auf sich selbst Zurück Geworfen Sein, denn das morgendliche und abendliche Zazen Sitzen der Hausgemeinschaft plus der Sutren Rezitationen und Niederwerfungsrituale vor dem Buddha-Altar bilden die durchgängige Basis eines doch eher selbstreflexiven, also eines in die eigene Vorstellungswelt eintauchenden Lebens, was ich als vertikale Bewusstseins-Ausrichtung kennzeichne. Sie steht der normalen Lebensalltäglichkeit, die sich in der Horizontalen auf das Miteinander bezieht, deshalb gegenüber, weil ihr das kontemplative Nachklingen Lassen abgeht.

Mein Eindruck ist, die vertikale Orienterung und meditative Lebenspraxis verstärkt das Über-Ich, das Gewissen, die moralischen und ethischen Ansprüche, die sich dann in exakten, akkurat eingehaltenen Zen-Ritualen als auch in Ordnung, Sauberkeit, veganem Essen und zeitlichen Gemeinschaftsabläufen aktualisieren, an die sich jemand wie ich, der ich gern am Lesen und Schreiben bin, zu halten hat. Wenn nicht, dann führt das zu ärgerlichen Reibereien mit den VertreterInnen der Gemeinschaftsnorm. Solches wirft die Frage auf, wie in anderen Gemeinschaften mit individuellem Querulantentum umgegangen wird, ob also das gemeinschaftliche Meditieren hilft, die Wogen zu glätten und Zufriedenheit mit sich und den anderen zu schaffen, in dem es sowohl mehr Toleranz für die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen als auch mehr Einsicht und Behmühen des Einzelnen, um nicht zu sagen Liebe und Hingabe an die Sangha, das Projekt und die Welt hervorruft, denn wie heißt es in den Rezitationen: Mögen alle Wesen glücklich sein.

Zazen ist im Gegsatz zum Tantra als eine “trockene Meditationspraxis” zu begreifen. Sinnlichkeit, Körperlichkeit, außer während der Arbeit, spielt in dieser Zazen Gemeinschaft keine Rolle. Es scheint mithin an Herzlichkeit und an Liebe im Miteinander zu fehlen, es ist eben kein Neo-Tantra-Kurs bei dem das Sich Herzen und Kuscheln das wohlig sinnliche Erleben von Gemeinschaft und Verbundenheit durch Erotik und Sex befördert wird. Für mich, für den sich Umarmungen, Berührungen und Sinnlichkeit nicht nur auf meine Liebes- und Lebenspartnerin beschränken, bewirkt das eine steife bis verkopfte Atmosphäre, die mich entsprechend oft in die Fallen taktloser Distanzlosigkeit insbesondere gegengeschlechtlicher Gemeinschaftsmitglieder laufen lassen. Ihr Credo besteht darin, dass sich herzliche Verbundenheit bei weitem nicht aus sinnlicher Körperlichkeit ergibt, sondern aus meditativem Selbstbezug, einer tiefgehenden Selbstzufriedenheit und einer allumfassenden Agape, die derart im gemeinschaftlichen Miteinander wie von selbst aus den Tiefen Quellen menschlichen Seins zu Tage trete. Zudem, auch in tantrischen Gemeinschaften müsse gearbeitet werden und es bestünden dort mehr Zwist und Streit aus Eifersucht, Neid, Verlangen und Gier. Bezeichnet sind derart einige Vermeidungsstrategien, die die Totalität der Liebe mit ihrem den Moment feiernden göttlichen Entzücken zu umschiffen suchen, in dem meditativer Selbstbezug anstatt Aussprache vorgeschoben wird.

Aufgrund dementsprechender Deprivationserfahrungen tauchten mir in den ersten Tagen in meinen Meditationszeiten eher tiefgründige Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Beziehung zu meiner Liebes- und Lebenspartnerin, dem gemeinsamen Wohnen, dem Arbeiten und dem Geld auf, freilich ohne dass ich dafür Lösungen fand. Die unlösbare Schwere dieser Bewusstseinsinhalte wich mittlerweile anderen Bildern in denen sich meine Gemütslage spiegelte. Das Zurückkommen weiterer Sangha-Mitgliedern von einer Japan-Reise als auch die Nachricht vom völlig unerwarteten Tod von Anita, die mit ihrem Contemplative Dance geradezu für sinnlich-rhythmisch-musikalischen Körperbezug in der Sangha stand, lenkte den inneren Blick auf andere, in unmittelbarer Nähe befindliche Zusammenhänge. Das ist ein Vorgang, der deutlich macht, dass das menschliche Bewusstsein und damit die Ich-Perspektive des wahrnehmenden Subjekts wie auf einer kreisrunden Bühne, erleuchtet von diversen Lichtstrahlern und einem offene Hintergrund funktioniert -  ein Bild, dass mich an den Offenen Tempel von Damanhur erinnert, wo auf einer antik anmutenden Kreisbühne Horus gefeiert wird. Der Fokus kann auch dort auf den einen oder anderen Bereich gelenkt werden, als auch dass ihn, der persönlichen Willkür enthoben, andere Zusammenhänge passieren, so als wäre es die Nahrung auf ihrem Verdauungsweg, die vom Magen die Schwelle zum Darm passiert.


Zum Urgrund allen Seins

Wir saßen zu dritt im Zendo jeder auf seiner Matte, zwei ältere Frauen und ein reifer Mann. Die in den Raum gestellte Frage, die sich aus dem Zusammenleben der Sangha stellte und zur allgemeinen Klärung und Befriedung der Situation beantwortet werden sollte, war: Wann läd sie mich ein, auf ihre Matte zu kommen oder besser noch, wann würde sie auf meine Matte kommen. Nicht dass dies zumal als rein theoretisch gestellte Frage als solches unzüchtig gewesen wäre, zumal in Gegenwart einer Dritten, sondern wollte ich dies? Eine Frage, die in die Tiefe meines Seins zielte, bis hin in den Urgrund allen und meines Seins, in dem die Antwort klar und deutlich zu vernehmen sein würde.

Vice versa, wollte sie es? Wollte sie sich ihrem Körper, ihren Sinnen, ihren Lüsten, Begierden, ihrem Verlangen hingeben? Wozu sollte sie das tun, fragte sie sich? Gab es da etwas zu entdecken und wieder zu entdecken in der Erschließung, um nicht zu sagen Zulassung der sinnlichen Dimension, die der Körper vermittelt?

Sie hatte gelernt ihren Körper, die Sinnlichkeit und das Verlangen, das sich durch ihn einstellt, zurückzudrängen, denn im Zen geht es um Kontemplation, um ein Insichgehen, um ein Sich Gewahr Werden. Es ist die besagte Ausrichtung auf die vertikale Seinsebene, die von der Erde mit ihrem Mittelpunkt und ihrer Gravitationskraft bis in den Himmel, bis in die Unendlichkeit des Universums reicht. Innerhalb dieser vertikalen Bewusstseinsausrichtung sind für alle Vorgänge, Empfindungen, Bedürfnisse, Gedanken und Vorstellungen entsprechende Lösungen und befriedende Antworten zu finden.

Dem gegenüber stand die lebensalltäglich praktizierte horizontale Lebens – und Arbeitsausrichtung, die insbesondere das soziale, das gemeinschaftliche mit anderen verbundene Sein in einem mehr oder weniger reichhaltig nahrhaften Ambiente umfaßt und das als solches den Lebenserwartungen mehr oder weniger dient. Auch in der horizontalen, um nicht zu sagen materialistischen Seinsausrichtung können für die menschlichen Empfindungen, Bedürfnisse, Gedanken und Vorstellungen in der Außenwelt, insbesondere in und durch die Mitmenschen mehr oder weniger erfolgreich, erlösende und erfüllende Antworten gefunden werden.

Einmal durch die Übung der täglichen Zen-Praxis angelangt im inneren Zentrum, das sich als Montage-Ort der Wahrnehmung innerlicher wie äußerer Reize zum gegenwärtigen Jetzt-Bewusstsein erhebt, stellt sich für den Übenden, ob nun Zen-Praktiker oder Bewusstseinsforscher die Frage, wo ist in mir und meinem lebensalltäglichen Sein der Schnittpunkt dieser durchaus nicht nur zwei-dimensional zu denkenden Linien von vertikaler und horizontaler Orientierung. Denn es handelt sich nicht um eine durch den Körperquerschnitt gehende 2-dimensionale Fläche, vielmehr kommt die räumliche, um nicht zu sagen die, mit diesem körperlich wahrgenommenen Mittelpunkt innerlicher Wahrnehmung verbundene, organische und damit funktionelle Seins-Dimension hinzu. Konkret also stellt sich der BewusstseinsforscherIn die Frage: Ist es gerade mehr der Bauch, mehr das Herz, mehr der Kopf, in dem sich innerliche und äußerliche Wahrnehmung treffen?

Angetönt wird derart die hinduistische Chakren Lehre.

Aber es gibt auch eine zeitliche Dimension, die durch diesen körperlich verorteten Montagepunkt des Bewusstseins hindurchfließt. Nachdem nämlich z. B. die Tätigkeiten und der dazugehörige gemeinschaftliche Handlungszusammenhang, der zur Befriedung des Bauchgefühls gehört, durchlaufen wurde, ergibt sich eine raum-zeitliche Möglichkeit für anderes, was sich freilich schon im vorhergehenden Handlungskontext ankündigte und auf Erfüllung drängte und somit zu einer Verschiebung des Montageortes des Bewusstseins avanciert. Auch dieses, neu ins Bewusstsein aufsteigende Thema, schafft sich seinen Raum und seine mehr oder weniger gelungene Erfüllungszeit.

Sehr wohl sind alle diese Bereiche nicht beschränkt auf die individuelle Seinswahrnehmung des Augenblicks. Vielmehr aktualisieren sich in und durch jedes Seinsintervall im Individuum die weiteren gesellschaftlichen, z.B. die wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen, politischen etc. als auch historischen und zukünftigen Lebenszusammenhänge.

Augenscheinlich bin ich weit abgekommen von der eingängigen Frage, deren Antwort ich mit meiner Zen-Praxis geübten vertikalen Bewusstseinsausrichtung im Urgrund allen Seins suchte und zwar weil sie, die mir da auf besagter Matte gegenüber saß, ihn zu höchst pries als den Ort an dem die Antwort, eigentlich alle Antworten zu finden waren, wenn sich denn dann, einmal dort angelangt, überhaupt noch Fragen stellten.

Ich erinnere, wie mein Blick mit den Fragen: Was ist denn der Urgrund allen Seins? Und wo finde ich ihn?, von ihren Augen über die Lippen, ihre Brust und Bauch hinunter glitt. Diese Chakren oder Monatgepunkte des Bewusstseins gaben mir weder bei ihr noch bei mir Antwort. Wie ihr euch an der Verfolgung meines hinab gleitenden Blickes denken könnt, fand er ein Ende und Antwort. Das Erstaunliche war aber nun, dass der so eben noch hoch gepriesene Urgrund allen Seins sich verdunkelte und es mir noch jetzt und hier unmöglich macht frei heraus über ihn zu sprechen. Dies mag die Ursache dafür sein, dass sich mir ein innerliches Seelenbild des Urgrundes allen Seins, gleich einem Tagtraum-Bild einstellte. Ich sah mich nämlich vor einem steil ansteigenden Berg, zerklüftet, unwegsames Gelände, ein Baum stand dort, eine hochgewachsene Linde, die sich bei genauerem Hinsehen als eine Tanzlinde herausstellte, trug sie doch einen Tanzboden in stattlicher Höhe und darüber gar eine weitere Plattform für die Musikanten. Überhaupt schien der Ort vormals ein kultischer Festplatz gewesen zu sein, hob er sich doch von der Umgebung durch seine freie Fläche ab.

Richtung Berghang jedoch sah ich die dunkle, ohne jedes Licht einlassende Öffnung einer Höhle. Sie lief sich nach oben hin verengend aus, wobei oben zwei Furchen nach links und rechts den Berg hinan stiegen. Und tatsächlich, in der Mitte dieser beiden Furchen und somit in der Mitte über dem Eingang schien als ein bedeutsamer Abschluss ein Felsbrocken majestätisch zu prangen. In seiner Mitte hatte herabfließendes Regenwasser, überdacht von einem Felswulst und darum nicht sofort sichtbar, ein kreisrund herausgeschältes Gestein freigelegt. Bei Regen würde es hell und warm wie ein ferner Stern am Himmelsfirmament schimmern.

Oh, sagte ich mir, ein Herz fassend, das kann nichts anderes sein als der Höhlen-Eingang zum Urgrund allen Seins, und ich schritt hinein ins Dunkle. Bald sah ich nichts mehr, zwar gewöhnten sich meine Augen allmählich ans Dunkel, doch um so weiter ich vorankam, um so weniger Lichteinfall vom Eingang her. Schließlich tastete ich mich vorwärts, denn mein Pfeifen und Singen sagte mir, es ginge nicht nur weiter, sondern weiter vorne müsse etwas großes, weites kommen. Und tatsächlich, anscheinend bog ich um eine Ecke, fahles Licht von weit oberhalb aus einem Felsspalt, der genau in die Mitte eines kleinen, silbern schimmernden Seeleins fiel. Was soll ich euch sagen? Diese Geschichte geht nun über in eine andere, die an einem anderen Ort weiter erzählt wird. Nur so viel, wie ich dort stand regte sich aus der Tiefe des Seeleins kommend das Wasser. Ich traute meinen Augen nicht, eine wunderschöne Fee, strahlend im Licht von oben, aber auch wie rings um sie her, hob sich langsam, immer höher steigend, aus dem türkisgrünen Wasser bis sie dann auf der Mitte des Seeleins zu stehen kam. War es eine Göttin? Die Aphrodite in ihrem durchschimmernd weißen, eng an ihrem makellosen Körper anliegenden Gewand? Oder Fortuna, die Göttin des Glücks? Oder war es die Gottesmutter Maria, die da selbst aus dem Seelein aufgestiegen war? Ich konnte es nicht zu sagen.

So, als wüßte sie längst, dass ich kommen würde, schaute sie mich voller Liebe lächelnd an. Mein Herz pochte, ich konnte es nicht fassen doch blieb ich still dort stehen, wo ich stand als sie langsam einen Fuß vor den anderen setzend über dieses kristallklare Wasser schreitend auf mich zukam bis sie vor mir stand. Ich schaute in ihre Augen, in diese unendliche Tiefe so als schaute ich in meine eigene Seelentiefe, die sich mir in ihrer ganzen Weite, Pracht und Fülle erschloss, um so stiller ich einfach nur gewahr wurde, was da war in ihr, in mir und um uns her. Für Momente erfüllt mich Glückseligkeit, eine ungeahnte, wunderbare, in die Ewigkeit des Universums reichende Entzückung, so als wäre es das freudig frohe Lachen glücklich miteinander spielender Kinder. Ja, das war die Glücksfee, die da vor mir stand und zu mir zu sprechen begann mit heller, warmer Stimme: Und, mein Sohn, hast du noch Fragen? Mir kam meine Stimme rau und grob und unbehauen vor als ich mich antworten hörte: Nein, hier bei dir gibt es keine Fragen mehr. Nur noch Sein, Angekommen Sein, Da-Sein. Ich schwieg einen Moment, der mir wie eine Ewigkeit in Glückseligkeit vorkam, um dann, was mich wie eine sich auftürmende Welle durchlief, in Worte zu bringen: “Ich Danke dir.” Ich weinte und gleichzeitig gluckste das Glück in mir Glückseligkeit und spürte eine unsagbare Trauer, denn ich wußte, irgendwann würde sich diese eine Stimme in mir erheben und Abschied nehmend “zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! Du bist so schön! / Dann magst du mich in Fesseln schlagen, / Dann will ich gern zugrunde gehn!« ... Sie lachte ein warmes, liebevolles Lachen, nahm meine Hand und erwiderte: “Na, wenn dem so ist, komm, dann gehen wir zusammen zugrunde.” In dem Moment, in dem sie meine Hand ergriff, hatte mich ein freudig erregender Kraftstrom erfaßt, gleichzeitig verstand ich, dass das zuvor erschreckend nach Vernichtung klingende Zugrunde Gehen durch ihre spiegelnde Wiederholung meiner Worte einen ganz anderen Sinn bekam. Mein Blick suchte daher in der Tiefe ihrer Augen die Fesseln, in die sie mich schlagen und die mich gefangen nehmen würden, doch die Wolke meines Zweifels zerstob, denn da war nichts als die Weite der Liebe, des Friedens und der Stille ungeahnten Glücks.

Sie wandte sich dem Seelein zu und wieder benetzte das türkisgrüne Kristallwasser ihre Füße nicht, doch auch nicht meine, der ich neben ihr dahin schritt. “Dort ist,” sprach sie, “der Eingang zum großen Fest- und Prachtsaal im Venusberg. Glückselig sind die, die dort verweilen.”

Auf der anderen Seite des Seeleins wurde der Eingang zu einem hell erleuchteten Saal sichtbar. Er schaute aus, wie der Höhleneingang zuvor, nur dass dieser sich nicht aus den offenbar zufälligen Formationen der Natur zusammenfügte, sondern in feinster Art in glatten Rundungen weißen Kristallmarmors verlief. Der majestätisch prangende Abschluss-Fels, einem Diamanten gleichend, wie ein Stern, wie die Venus, am Sternenhimmel im weißen Licht, funkelte mit orange-rot-rosa Nuancen und löste mit seinem warmen Licht ein mir unbekanntes Verlangen aus. "Schau dich noch einmal um, sprach sie, "sieh, woher du kamst, denn wir gelangen nun in ein anderes Reich."

Wie gesagt, an anderem Ort, zu anderer Zeit erzählt sich diese Geschichte weiter, siehe: Kuschelparty - Tantra - Lachen - Venusberg 


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