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Kino Abend: Die goldene Türklinke

Berlin Schloss Bellevue, MW 19.09.2025

Video 7:10 Min

Das erste Ziel auf der Etappe hieß S-Bahn Station Bellevue, Berlin. Die Reise gestaltete sich in der Deutschen Bundesbahn mit dem Deutschlandticket erst überfüllt, dann unpünktlich, jedoch im Rahmen der Umsteige-Zeitspanne in Jüteborg ohne den Anschlusszug zu verpassen, dabei aber ohne W-Lan Verbindung, wobei die eigne EU-weite HandyInternet-Verbindung bei der Fahrt über Land streckenweise immer wieder mehr oder weniger lange zusammenbrach und somit die online Arbeiten von Unterwegs be- um nicht zu sagen verhinderte. Zudem poppte zum wiederholten Male ein Pop-up Fenster am Rande des Monitors ungebeten auf. Michel erlebte das als eine übergriffige Produkt-Werbung, die er am liebsten sofort weg-geclickt hätte, wenn er sich nicht vorgenommen hätte, das Übel dieser ungebetenen Ablenkung zu ungelegener Zeit endgültig durch Deinstallation des Programms im System abzuschalten. Es dauerte bis die Programm-Routine die Deinstallation ausgeführt hatte und das Pop-up Fenster verschwunden war. Während dessen erreichte der Zug Berlin Hbf, Umstieg in die S-Bahn. Fuhr sie? Würde er durchkommen? Es war immer eine Frage, ob solche Menschen aus der Provinz es tatsächlich schafften im Schloss anzukommen. Annemarie war überzeugt, dass solche vaterlandslosen Gesellen wie Michel es war, unzuverlässig und heillos überfordert von den diversen Pflichten des Gelderwerbs in einer von Inflation gebeutelten Gesellschaft, unmöglich den vaterländischen Zielen von Kurt dienen konnten, wenn sie es nicht schafften, sich in einer der letzten Hochburgen der Sozialdemokratie im 21. Jahrhundert einzufinden.

Der stochastische Beschuss aus dem Universum der Möglichkeiten hatte Michel einige Hindernisse in den Weg gelegt, insbesondere die Absage seines Kameramannes schmerzte ihn, denn dass dieser, zumal er ein neutraler Schweizer war, diesen Termin aus niederen Beweggründen absagte, lag wohl an der Brisanz, dem der als Kino Abend bezeichnete Event im staatlichen Hauptsitz dieser mitteleuropäischen Demokratie innewohnte.

Es standen einige Prominente Superstars aus der Zunft der kollektiven Bildermacher und Geschichtenerzähler zur Debatte und auf dem Programm. In der Stuhlreihe direkt vor ihm saß Michelle, die Frau vom Franz ginge es gut, er sei erstaunlich fit und dass angesichts seines fortgeschrittenen Alters von 85 Jahren, die nicht spurlos an ihm und seiner Seele zogen Bilder vorüber wie der Klang der Musik zu den Schwarz-Weiß Bildern von Arbeitern vorne auf dem Screen im großen Saal des Schlosses. Arbeiter, die durchs Fabriktor hinaus in den Feierabend der großen Stadt strömten, wozu die Violine in ihrer Hand geigte ein altes Lied improvisiert zum stetigen Perlenklang des Flügels, der die Schwarz-Weiß Bilder wie früher im Kino als der Film noch stumm war, begleitete, gewiss mit einer anderen Melodie als damals, viel wehmütiger die Vergangenheit verklärend, so als wenn es damals besser gewesen wäre, was angesichts des Geboren Werdens und des Sterbens und des menschlichen Leidensweges durchs Leben fraglich war noch viel mehr, nämlich die Gegenwart in der sie lebten. Sie war bedroht wie im Stummfilm auch damals von Not und Tod und Krieg, von Völkermord und der Frage, wie verhielt man sich zu diesem und jenem Weltgeschehen mit den eignen Geschichten und Filmen.

Der Bundespräsident, gleichfalls in die Jahre gekommen, ein alter Recke der Partei und durch das Amt und die Pflichten des Amtes weitest gehend enthoben von den lebensalltäglichen Belangen, weil versunken in einem Berg von Akten, Dekreten und Repräsentationsaufgaben, hatte ja keine Ahnung von der Preistreiberei und der Bedeutung der Geldentwertung für die Lebensbeziehungen in den Familien. Und dann erst der Arbeitsdruck unter den verschärften Bedingungen der kriegerischen Kulisse am Horizont dunkle Wolken, Regenwolken, die versprachen Abhilfe zu schaffen von der Trockenheit der Wälder und Felder durch das Gegenextrem der Überflutung durch eine übergriffige Natur, die selber verzweifelt nach Auswegen aus dem dunstigen Erstickungstod suchte.

Michel war wie alle Männer freilich angetan vom verführerischen Duft der großen, weiten Welt, die die anwesenden Persönlichkeiten aus dem Kulturraum der großen Filmfest-Spielhäuser mit sich brachten. Dass sich Wim und Doris aus München herbei bitten ließen zeigte einmal mehr, es ließ sich im deutschen Sprachraum noch ganz anderes machen, wenn die Magenta Cloud mit dem ADAC Navi Hand in Hand ginge, dann würde die US-amerikanische Suprematie aus Hollywood durch eigene Filmfestivals relativiert. Gemeint war ja nicht nur dass Leipziger Doku Festival oder das Schweizerische Solothurner Filmfestival, sondern vor allem die Berlinale für die Wim als Grand Senior im immer selben Frack erschien mit akkurat geschnittenen Kopfkleid einer Frisur, die die blonde Schönheit ihm angedeihen ließ, weil es so wunderbar zu seinem fortgeschrittenen Alter passte, so wie der Salon im Grand Hotel de Geneva, wo Antonio erst kürzlich deutliche Worte zum israelischen Genozid an den Paläsinensern fand, was Wim eher kalt ließ, weil er anderen Gedanken nachhing in seiner Geschichte über seine Filme und sein Leben, das doch Vorbild sein sollte dafür, dass es mit dem Film auch unter den veränderten Bedingungen der digitalisierten Moderne weiter ging, weil die Menschen nun mal Geschichten brauchten und liebten und vor allem gemeinsam miteinander schauen, erleben und besprechen wollten, weil der Film das Fernliegende näher brachte, das Abwegige, das super Schöne, das ganz krass die Gegenwart mit Verlangen und Begehren nach Mehr erzeugte bis es nicht mehr weiter ging, was sich in Lachen und Kichern und der Erkenntnis äußerte, dass dem Tod nicht zu entrinnen war, was auch nicht schlimm war, wenn er denn mit dem Koffer in der Hand auf dem Weg zum bepackenden Wagen vor der Hasutür plötzlich kam, so dass man dort auf dem Weg so lag wie Roland, der lachende Philosoph aus Neuenburg, genauer gesagt aus Thielle, dem Naturisten Refugium aus den 20 Jahren.

Maria erzählte weiter, was Wim angerührt hatte, denn man gab sich die goldene Türklinke von Franky in die Hand. Diese Goldene Türklinke war ein besonderer Preis nicht nur an diesem Abend, sondern für diesen mitteleuropäischen Gliedstaat dem Ursula in Brüssel ihren Segen gab, so dass der bundespräsidiale Orden „Die goldene Türklinke“ eine begehrte Trophäe war, die schon im Wohnzimmer von Robert Redford prangte, weil dessen Sundance Film Festival einige Veränderungen, die andere als Modifikation der Filmlandschaft verstanden, nicht nur in den USA bewirkt hatte. Das sollte nicht heißen, dass Locarno, Venedig, dass Berlin und das Züri Film-Festival den wirklichen Film-Hype der zahlenden Kundschaft bewirkte, sondern dass dort die Vorauswahl stattfand für die Streifen, die dann im filmischen Untergrund von Public Viewing zu Hause im Garten verschwanden.

Wie guckten sie eigentlich noch Filme und Fernsehen sahen sie per WLAN gestreamt kamen sogar Filme aus Eritrea herein, wenn denn dann eine VPN Verbindung das Geo-Blocking erlaubte, ließen sich auch  Nachrichten aus Kalifornien sehen. Dort machte sich Gavin mit einigem Spotten und Schmähen daran, den fettleibigen Fleischfresser auf dem Thron in Washington D.C. in innere Bedrängnis zu bringen, ihm dabei die Pistole zu entwinden und schließlich aus dem Amt zu treiben. Wie Priamus fiel er unter dem Schwert der Griechen entstand die neue Welt Roms Macht erstreckte sich auch auf die Social Media. Heiligsprechungen verbürgten das Mit der Zeit Gehen und das Wahrnehmen neuer technischer Möglichkeiten zur Abdeckung von ganz persönlichen Bedürfnissen, die mit den heimlichen Tränen in den dunklen Publikumsreihen Hand in Hand gingen. Eigentlich aber guckten sie keinen Tatort oder eine der anderen Massenproduktionen im Massen-Angebot der Mediatheken, weil sie keinen Bock mehr hatten auf dieselben Geschichten, die immer nur ein wenig anders dasselbe zeigten. Wim´s Filme hingegen waren da etwas wahrhaft besonderes. Und die Filme von Doris erst recht. Wer etwas zu erzählen hatte und zwar im ausgefeilten ChatGTP Film Stil per AI generiert und glatt als auch perfekt, um nicht zu sagen perfekter als alles bisher gesehene, mußte einen Namen haben, der auf dem bundespräsidialen Prüfstand noch besser abschnitt als bei den Fernseh-Leuten in der ersten Reihe.

Der alt gewordene Jean Paul Marat, der, der nicht gestorben ist, sondern der mit Charlotte Corday glücklich und zufrieden lebte sie im Harem ihres westeuropäischen Geistes-Herschers, dem wahren Kopf der Revolution, die im Herzen stattfand, ... dieser alt gewordene Jean Paul hatte jüngere um sich gesammelt, die sie ihm zutrug als wären es Beutestücke aus dem Berliner Dschungel, röhrte der Tiger durch die Straßen fuhr sie war das europäische Supergirl, dass die Amis im Stadion als Cheering Girls runter machten, um sie dann unter dem Leid der Schmerzen der armen Fahrkarten-Kontrolleurin im Zug zurück fiel ihm Gawin als spottender Erzengel fuhr er hinein in den Feuerschlund des Streites um das Glück zerriss in der Luft zerplatzte die Seifenblase war ein roter Mond nach der Finsternis kam die Scheibe hatte Recht nach so langer Zeit wieder zu kommen, das war ihr gutes Recht, was das Vorhaben in ihm verfestigte morgen nach dem Frühstück erst zum Arzt und dann zu ihr in die Kanzlei zu kommen, um … Sie wissen schon … gewisse Geschäfte zu besprechen gab es nämlich noch anderes würde sich dann entscheiden Sie sich so oder doch lieber dafür gab er ihm einen Schilling und noch einen Schilling, was auf Englisch Two Shilling meinte er etwa die Engländerin war von einem ganz besonderen Charme mit Schirm und Melone stilvoll im Klischee der Bühne erwies sich ihr Verkleiden als modische Extravaganz, die dem bäurischen Wesen, das so einige vom Land in die Stadt hereinbrachten, von Grund auf suspekt war ihm diese strikte Trennung der Klassen, die sich im Schloss als die von Bediensteten und der Presse, den Medien- und Öffentlichkeits-Vertretern, im Verhältnis zur herrschenden Klasse der Gäste und des Gastgebers, zu dem die Bestallten gehörten, verhielt es sich wirklich so, dann schien mehr als durch, dass sich die parlamentarische Linke darüber klar war, dass die globale Oberschicht zu den Profiteuren des Krieges in der Ukraine und - besonders das Gewissen belastend - in Palästina gehörte ihm ein Haus und ein Wohnmobil hatten sie auch voll und überpackt mit Möbeln und Hausrat auf der Flucht vor den Russen strömte der Flüchtlingstreck über das Haff zog sich das dunkle Band der Karren und Pferde und Leute trotteten nebenher als die Maschinengewehrsalven blutig spritzten rote Tropfen tränkten das weiße Meer war rot wie die Aller ist ein Fluss im Norddeutschen schlug der Kaiser die Sachsen verloren ihre Köpfe schwammen den Fluss hinab als ein Gedanke hineilte zu Ludwig auf dem Thron saß er und hörte seine Musik in seinem Geiste … Beethoven 9th Symphony - Herbert Von Karajan (1080p) dirigierte und die Streicher zeigte die Kamera war sein Blick ließ weit blicken die Blicke gingen hin und her eilten die Worte rollten von der Zunge schnalzte der Ruf nach dem Pferd verriet Vertrautheit und viel Zeit mit den Pferden im Stall beim Striegeln schaute er mir zu, flüsterte sie geheimnisvoll sprach die Musik sauber und rein den Gedanken der Stürme der Seele Kampf in der Nacht wälzte sich unzufrieden und ohne Liebe der schuftende Mann auf die andere Seite drehte sie sich, weil sie müde war von seinem Nörgeln …. dann lehnte er sich zurück, schloss die Augen und hörte Musik deren Klang folgte er in den Wald gingen die Frauen zum Sammeln von Holz und Pilzen und Beeren und um der Großmutter einen Korb mit Brot und Trauben mit Butter und Salz zum Käse Wurst zu bringen wir noch mehr zur Großmutter, dann frißt uns der Wolf die Haare vom Kopf wälzte sich die Sorge in einer Welle durch den Traum der Nacht schoben sich noch andere dunkle Wolken formten sich im Gewölk der Opernhausränge klang die Musik streng und fehlerlos trug sie das Ideal der Reinheit, der Fehlerlosigkeit, der Makellosigkeit des neuen Jetzt eines neuen Staates nach dem Desaster gab es nun mehr Ruhe und sanfte Träume voll der Liebe, weich und zart schwelgte sie dahin im lauen Wind der Wogen ihres Herzens machte sie sich auf nach Hause zurück in ihr Daheim. ...


Bundespräsidialamt:

"Kino ist nicht nur Unterhaltung, sondern auch Gegenwartsanalyse und Befragung der Zukunft"


EU-Schwerbehinderung:

Kulturabend "Kino" - Bundespräsident Steinmeier lud ins Schloss Bellevue ein














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