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Townhall-Gespräch Ukraine

Kaisersaschern, Dezember 02, 2025, DG


Im Papierkorb der Welten online Redaktion lag der Ausdruck einer Email aus dem Rathaus. Michael Welten sah es als er sich bückte, um sich ein Papierschnipsel mit der Schere abzuschneiden und in die Cicero Gesamtausgabe des Aufbau-Verlages von 1989 auf seinem Empire-Schreibtisch zu legen. Das Werk war noch in DDR Zeiten erschienen und genau wie die MEW Ausgaben Gold wert, fand Welten, nur, wann gab es Zeit zum Lesen in einer Zeit, in der das Lesen weiträumig ersetzt wurde durch YouTube und SocialMedia Beiträge, die es erlaubten, dass Hinz und Kunz ihre Meinung zu den Friedensverhandlungen in Genf, Miami und Moskau zum Besten gaben, so dass für Qualitäts-Journalismus wie ihn seine Redaktion vorgab zu betreiben, kein Heller mehr ausgegeben wurde?

Als er auf der weggeworfenen Pressemitteilung las, das Rathaus-Dezernat für Internationale Politik organisiere eine Konferenz zur Zusammenarbeit mit der Ukraine, fischte er es aus dem Eimer, ehe noch die polnische Bürohelferin den Papiermüll turnusmäßig wie Gemüseabfall in die Biotonne zum Recyceln hätte bringen können. Dass im Rathaus ihrer Provinz-Hauptstadt die Waller als stellvertretende Bürgermeisterin einen guten Draht ins Berliner Außenministerium hatte und es verstand, die mitteleuropäische Außenpolitik der Hauptstadt in ihre genau in der Mitte von Mitteleuropa und Osteuropa liegende Provinz-Metropole zu bringen, war ihm bekannt, doch dass tatsächlich die rechte Hand des neuen Außenministers Schnackel, seines Zeichens ein Konservativer, nach Kaisersaschern kam, das war eine Sensation, allerdings auch nur auf den Ersten Blick, denn die Ex-Botschafterin Hase leitete den präventiven Krisenstab im Berliner AA und dort im atombombensicheren Krisen-Bunker war man in einer Krisensitzung wegen des US-amerikanischen Friedensplanes, der die EU und somit die mitteleuropäischen Interessen rundweg überging, auf die Idee gekommen, die Waller als Chefin der kommunalen Außenpolitik einzuschalten. Sie hatte dieses Amt mit der Präsidentschaft des Städtetages ihres Oberbürgermeisters Altmann als zusätzliche, aber nicht weiter honorierte Aufgabe übernehmen müssen und sah sich nun angehalten, die verhärteten Fronten der kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten der Europäischen Union vor Ort durch friedensbildende Maßnahmen in die Zivilgesellschaft ihrer ansonsten am Rande liegenden sächsischen Provinzmetropole einzubringen. Da es sich in der Stadt bei den Flüchtlingen aus der Ukraine vor allem um Frauen mit Kindern handelte schien eine solche ins Innenpolitische gekehrte Außenpolitik des mitteleuropäischen Zentrums eine reine Frauensache zu sein. Für diese Aufgabe konnte sie die Präsidentin des deutsch-ukrainischen Kulturvereins, eine Frau Kropotkin, gewinnen. Auch bat sie, so wurde Welten von seinen Gewährsleuten im Rathaus zugetragen, den Stellvertreter des durch seine Städte-Präsidentschaft verhinderten Oberbürgermeisters, den Verwaltungschef Feder, ein vielsagendes, die menschenverachtende Härte der russischen Barbaren und die Beziehungen zum Oberbürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Vitali Klitschko, seines Zeichens eher ein nationalistischer Multi-Millionär, herauszuarbeiten. Feder ließ sich die Chance im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen freilich nicht entgehen und wies in seiner Begrüßungsansprache im einpeitschenden Tonfall der Anti-Corona Kampagne auf die bedingungslose Verteidigung der freiheitlich demokratischen Grundordnung des europäischen Rechtsstaates hin für die er selbstverständlich die Wiedereinführung der Wehrpflicht forderte, wobei die Ausbildungsstätten der jungen Soldat:innen vornehmlich unmittelbar hinter der durch Stacheldraht und Wachtürme gesicherten Ostgrenze des transatlantischen Reiches US-amerikanischer Nation angesiedelt werden sollten. So einleuchtend seine erbaulichen Ausführungen vor dem Frauentribunal der ukrainischen Gastarbeiterinnen in der Townhall waren, so weitsichtig erwiesen sie sich auch in Hinsicht auf das Mediations-Vorhaben der Krisenstabs-Managerin Hase. In ihrer Pariser Kroko-Chanel-Handtasche hatte sie aus dem atombombensicheren Krisenbunker im AA ein scheinbar kleines Päckchen als Nikolaus-Geschenk herausgeschmuggelt. Als sie es nun unter dem tosenden Beifall der Frauen im Townhall-Saal auspackte, erwies es sich als ein aufblasbarer Gummibär, der sich zu Verhandlungen an den weißen Oval-Tisch im Kreml neben den Schwiegers
ohn des Königs von Transatlantika setzte, um mit ihm eine vegetarische Curry-Wurst zu essen, was all gemeinhin als Ratifizierung der Willenserklärung gewertet wurde, globale Friedensverhandlungen zu führen. Ob es sich bei diesem Gummibären mehr um weihnachtliches Wunschdenken in Form einer von der Zensur für Kinderspiele im digitalen Cyberspace nicht erfassten online Plattform handelte oder aber um die Bereitstellung von Sachleistungen für ukrainisches Personal in der sächsischen Provinz-Metropole zur Unterstützung der auswärtigen Politik im Inland blieb unklar, weshalb die Moderatorin der Talkrunde, eine Frau Gantenbein, aus dem Publikum Freiwillige zu sich in den halbmondförmig aufgestellten Redekreis befahl, um den Sachverhalt aufzuklären. Dies gelang dem SPD Stadtrat Sachse in hervorragender Weise, in dem er seinem Vorredner Braunbär die Tarnkappe aus der Siegfried Sage herunterriss, so dass unter dessen Karnevalskostüm seine wahre Gestalt als Kreide fressender Wolf vor der Tür der sieben Geißlein zu Angst und Schrecken führte. Auch Michael Welten, unser Korrespondent aus der hiesigen Welten online Redaktion im Funkhaus, war auf dessen Geschichte, den Frieden unter der Führung des als blonde Elfe verkleideten Gardeoffiziers vom Neuenburger See herbeiführen zu können, herein gefallen. Braunbär hatte sein Friedensmärchen so überzeugend erzählt, wie er es auch zu Zeiten der ersten Global-Epidemie machte. Als Rattenfänger von Hameln waren ihm anno dazumal die Kinder mit Begeisterung ins Umerziehungslager der Reichsbürger gefolgt. Dass das möglich war und blieb, dafür hatte allerdings ein kraftvoller Tempelpriester im ortsansässigen BundesOrdnungsTempel mit einem kompakten Urteil gesorgt. Selbst der Hierophant des BOTs, also der Oberpriester des BundesOrdnungsTempels, war dagegen machtlos, weil er sich an die von Gott gegebenen 10 Gebote hielt, die jede willkürliche Auslegung der Gesetze, Verordnungen, Dekrete und Regelungen des überregulierten Rechtsstaats ausschloss, a priori ausschloss, weshalb man im Bundespräsidialamt überlegte, ob man deshalb die kostspieligen Priesterstellen nicht besser durch eigens programmierte und mit Solar-Energie betriebene KI-Rechner ersetzen könne. Doch das waren Angelegenheit, die die ukrainischen Flüchtlingsfrauen mit ihren Kindern auf dem Arm weniger interessierten. Ihnen ging es um ihre Männer an der Front, um die Traumata der Drohnen in der Nacht, das donnernde Explodieren der Hyperschall-Raketen und die Hoffnungslosigkeit des Wartens in der Todeszone, während über den Köpfen ihrer Männer das Summen unbemannter Flugobjekte dem Leben jeden Moment ein Ende setzen konnten. Zudem sollte der Kampf nicht umsonst gewesen sein und der Bruder, der Mann, der Sohn, der Vater nicht vergeblich für die Freiheit, die Unabhängigkeit, die eigene Kultur und Sprache und ein besseres Leben gestorben sein. Alles klatschte als Stadtrat Sachse dies versprach auch der Pastor Jeremias meinte, zu Verhandlungen gehören immer mindestens zwei. An dieser Stelle fragte Welten, unser freier Journalist, ob sich die Frauen der ukrainischen Minderheit vorstellen könnten bei einem Weihnachtsfest in der russisch orthodoxen Kirche mit einem russisch orthodoxen Mann der russischen Mehrheit einen Walzer zu tanzen, wenn er sie dazu aufforderte. Unter Tränen erinnerten sie sich an die Raketeneinschläge in ihrem Wohnhaus, an die Flucht in den Keller mit dem Kind auf dem Arm und bekannten, dass ihnen das unmöglich sei. Als Welten dann nachfragte, ob das auch für Weißrussen gelte, die vor Lukaschenko geflohen seien oder für russische Deserteure, denen Connection e.V. weiter geholfen habe, warf die Hase in das rastlose Schweigen ein, die russische Propaganda Maschine fördere und veranstalte russische Kultur-Festivals und Partys, bei denen die Frauen ausgesprochen aufreizend und sexy seien, aber ukrainische Frauen machten so etwas nicht.

Das verstand sich als Schlusswort der Veranstaltung, dem war weiter nichts hinzuzufügen, denn es entsprach korrekter Weise dem Geist des neuen, christdemokratischen Außenminister Schnackel, wie man wußte das von seinen Bildern aus der Tagesschau. Dementsprechend standen die Gäste auf und niemand wollte mit niemandem weiter sprechen außer mit denen von denen man sicher wußte, dass sie der eigenen Meinung waren.










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